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Gutscheine: „Auf Basis Freiwilligkeit“

Für und Wider einer Gutscheinlösung bei Reise-Stornos werden sehr unterschiedlich beurteilt. Fachgruppenobmann Kadanka plädiert für Freiwilligkeit. 
 

Noch ist keine endgültige Entscheidung gefallen, jedoch zeichnet sich in Brüssel ab, dass eine rechtlich abgesicherte Gutscheinlösung wohl nicht so schnell umgesetzt wird. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verweist klar auf die Rechtslage, appelliert allerdings auch an Kunden, denen es finanziell möglich ist, Solidarität zu zeigen und Gutscheine zu akzeptieren.

In Österreich hätte man am liebsten eine Entscheidung aus Brüssel. Wenn diese nicht zustande kommt, würde man sich wohl an Deutschland orientieren, erklärt Gregor Kadanka, Fachverbandsobmann der Reisebüros in der Wirtschaftskammer.

Währenddessen plädiert in Deutschland die QTA einmal mehr für eine Umsetzung der Gutschein-Lösung. Allerdings glauben viele deutsche Veranstalter sichtlich selbst nicht mehr an eine Gutscheinlösung und refundieren die bezahlten Beträge an ihre Kunden. Die Zeit spielt nicht unbedingt für die Gutschein-Lösung.

4 Fragen an Gregor Kadanka

tip-online hat Gregor Kadanka vier Fragen zum Thema „Gutscheine“ gestellt:

tip-online: Was ist Österreichs Haltung in der Gutschein-Frage?

Gregor Kadanka: Das Problem der Liquidität durch die abgesagten Reisen bei Veranstaltern und Reisebüros ist allen bewusst. Österreich hat sich immer für eine europäische Lösung ausgesprochen. Wenn diese nicht zustande kommt, dann aber jedenfalls ein Vorgehen im Gleichklang mit Deutschland. Ein österreichischer Alleingang ist sehr unwahrscheinlich.

tip-online: Was spricht für die Gutscheine?

Gregor Kadanka: Das Problem ist zweigestaltig. Einerseits sind Anzahlungen in die ganze Welt geflossen und fließen nun nicht zurück oder nur sehr langsam. Das bringt Veranstalter in eine Zwickmühle. Andererseits hat das Reisebüro die Leistung bereits erbracht und schaut bei einer 100%igen Rückabwicklung durch die Finger. Eine Lösungsmöglichkeit ist da ein Gutschein. Der wird für das Reisebüro verprovisioniert und gibt dem Veranstalter Luft in der Liquidität.

tip-online: Was spricht gegen Gutscheine?

Gregor Kadanka: Da gibt es mehrere Punkte. Was passiert mit einem Gutschein, der nicht abgesichert ist? Wie macht man dafür einen Insolvenzschutz? Eine Reise ist ein Kettengeschäft in aller Welt. Wenn einer einen Gutschein ausstellt, dann müssen alle mitgehen. Und dann ist noch die Frage des Verbraucherschutzes, der fordert, dass der Kunde das Geld zurückerhält. Über die „Härteklausel“ (Anm.: Geld zurück, wenn der Kunde in einer besonders harten Situation ist) gibt es keine Details, wie sie ausgestaltet sein soll.

tip-online: Wie könnte eine Lösung aussehen?

Gregor Kadanka: Eine Variante wären freiwillige Gutscheine, idealerweise mit Insolvenzschutz. Daran arbeiten wir. Es soll keine Lösung sein, die das Vertrauen der Verbraucher in Veranstalter und Reisebüros enttäuscht. Auch ein Gutschein mit Bonus auf freiwilliger Basis wäre eine gute Lösung, dazu braucht es keine gesetzliche Basis. Das finde ich in Ordnung. Mit Freiwilligkeit werden viele der oben genannten Probleme vermieden.

(red.)


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Foto: tip

Autor/in:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.





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