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Joussen erwartet baldige Normalisierung

TUI-Chef Fritz Joussen geht davon aus, dass nach einem schwierigen Winter die Nachfrage besonders nach touristischen Reisen schnell wieder zurückkommen werde.

Zum Auftakt des diesjährigen - virtuellen - fvw-Kongresses hat TUI-Chef Fritz Joussen eine Einschätzung der aktuellen Lage und künftiger Entwicklungen vorgenommen. Über die letzten Jahre sei die Touristik in Deutschland doppelt so stark gewachsen wie das BSP, beschreibt er die gute Ausgangslage. Bei die TUI sei der Jänner 2020 der stärkste Buchungsmonat der Unternehmensgeschichte gewesen. Für den Sommer habe man mit 20% mehr Buchungen als im Vorjahr gerechnet. Doch dann kamen Pandemie und Lock-down. Für ein gut diversifiziertes Unternehmen sei es bis dahin unvorstellbar gewesen, dass das Geschäft de facto gegen Null gehe.

Kaum Langstrecke, mehr Kurzfrist

Joussen geht davon aus, dass nach Überwindung der Pandemie das Veranstalter-Geschäft in Europa weiter stark vertreten sein werde. Allerdings werde es einige Änderungen geben, die den Kundenbedürfnissen folgen werden: Die Buchungen werden vorerst kurzfristiger getätigt werden, Langstrecke wird weiterhin wenig nachgefragt sein. Das Sicherheitsbedürfnis wird sehr stark sein, was der Pauschalreise zugutekommt.

Für den Winter sei man gut beraten, möglichst flexibel zu bleiben.

2021 Übergangsjahr

Für nächstes Jahr rechnet Joussen mit einer Normalisierung. „2021 wird ein Übergangsjahr. Wir haben heute einen doppelt so hohen Buchungsstand für Sommer 2021 gegenüber bisherigen Jahren“, erklärt Joussen. 2021 könne ähnlich gut werden wie 2019, aber mit einer anderen Struktur, da im Vorjahr noch ein großer Mitbewerber (Anm.: Thomas Cook) am Markt war. Richtig stark könnte dann die Nachfrage im Jahr 2022 werden.

„Nach der Krise werden wir großes Wachstum sehen. Wir müssen aber erst durch die Krise durch. Das schaffen wir nur gemeinsam“, so Joussen weiter.

Ob sich die „Gemeinsamkeit“ auch auf den stationären Vertrieb bezieht, ging aus der Keynote des TUI-Chefs nicht hervor. Der Pauschalreise sagt Joussen jedenfalls eine starke Renaissance voraus. „Sicherheit ist noch wichtiger geworden, der Spaß an internationalen Reisen ist ungebrochen“, ist er überzeugt. Dennoch soll die Planung für das nächste Jahr vorsichtig erfolgen. „Wir werden eher am unteren Ende der Kapazitäten planen.“

Bilanz-Änderungen

Nach der Zusage staatlicher Kredithilfe in Höhe von 3 Mrd. EUR kann die TUI zunächst aufatmen. Damit allein ist es aber nicht getan. In einem ersten Schritt wurden konzernweit die Kosten um 70% gesenkt. Das Geld für geleistete Anzahlungen sei inzwischen zum größten Teil zurückgeflossen. „An der Bilanz werden wir aber sicher noch was ändern“, kündigt Joussen an. Denkbar seien neben Kapitalerhöhungen auch Merger & Acquisitions (Anm.: Fusionen und Zukäufe) oder andere Schritte. Die zweite Kredittranche in Höhe von 1,2 Mrd. EUR sieht Joussen „eher als Vorsorge“.

Abverkauf?

Ob noch weitere Aktionen wie der Verkauf von Hapag Lloyd Cruises an TUI Cruises, ein Joint Venture von TUI und der Royal Caribbean Group, denkbar sind?

„Man muss das Richtige tun. Das muss auch strategisch richtig sein, nicht nur bilanziell“, erklärt Joussen.

Durch den Deal wurden 700 Mio. EUR in das Unternehmen gespült, gleichzeitig erhält TUI nun nur noch 50% des Gewinns. Allerdings, so Joussen, würden durch die enormen Synergien des Joint Ventures die 50% Gewinn mehr aus machen als bisher 100%. Bei Marella, der Kreuzfahrttochter der britischen TUI, könne ein derartiges Geschäft ebenfalls Sinn machen. Auch bei Hotels „wäre es wahrscheinlich sinnvoll“. TUIfly will Joussen aus eigener Kraft sanieren. „Wir können nicht warten“, erteilt er einer möglichen Partnerschaft mit Condor eine Absage. Die Flotte soll von 39 auf 17 Flugzeuge verkleinert werden. Bei der Kapazität werde man sich nach dem Bedarf der Wintersaison richten. (red.)


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Foto: tip

Autor/in:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.





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