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TUI: Kein harter Cut beim Direktinkasso

 
Der harte Cut bei der Einführung des Direktinkassos ist vom Tisch, die Einführung soll stufenweise erfolgen. Vorerst gibt es noch die Option des Agenturinkassos. Das bestätigt Ines Wasner, Vertriebsdirektorin der TUI Österreich, gegenüber tip-online. 

Bereits Ende Juli hatte FTI Österreich-Chef Alexander Gessl angekündigt, dass österreichische Reisebüros trotz Einführung des Direktinkassos auch künftig die Wahl hätten und beim Agenturinkasso bleiben könnten. Martin Fast, Geschäftsführer der Rewe Austria Touristik, der den Stein ins Rollen bringen musste, wollte sich über den aktuellen Status quo Medien gegenüber nicht äußern. Bleibt noch die TUI, die ebenfalls auf Direktinkasso setzen will. Auch hier gibt es ein leichtes Einlenken. Zu den Details der neuen Basis zur Zusammenarbeit nahm Vertriebsdirektorin Ines Wasner gegenüber tip-online schriftlich Stellung.

Fragen & Antworten

 

tip-online: Ist das Direktinkasso für den österreichischen Markt schon fix? Wenn ja, wird es eine Alternative, also Agenturinkasso, dazu geben? Gilt eine mögliche Alternative für alle Partner?
Ines Wasner: Es wird keinen harten Cut geben. Wir werden Direktinkasso stufenweise im Zeitraum November 2020 bis Ende März 2021 einführen. Angepasst an das differenziertere Geschäftsmodell der österreichischen Reisebürobranche wird es weiterhin die Option Agenturinkasso geben, wenn auch in leicht abgewandelter Form zum Status quo.

tip-online: Warum braucht es nach Ansicht der TUI das Direktinkasso?
Ines Wasner: Aus unserer Sicht spricht vieles für Direktinkasso. Die Corona-Pandemie hat den Tourismus stark getroffen, die Auswirkungen werden noch länger zu spüren sein. In dieser Krise ist es noch wichtiger als sonst, sich akribisch auf das folgende Geschäftsjahr vorzubereiten. Hierzu gehört auch das Überdenken der Inkassoart. Das Ausfallsrisiko durch Reisebüro-Insolvenzen wird durch Direktinkasso beim Veranstalter erheblich reduziert. Die Anzahlung wird sofort vom Kunden an den Veranstalter bezahlt und die Restzahlung erfolgt erst bei Abreise auch direkt vom Kunden an den Veranstalter. Aus unserer Sicht ist es der richtige Zeitpunkt für die Einführung von Direktinkasso.

Ausgeglichenerer Cashflow

 

tip-online: Und wo genau ist der Vorteil für das Reisebüro?
Ines Wasner: Auch für den Vertrieb gibt es klare Vorteile. Zum einen, weil die Provisionszahlung bereits direkt bei der Buchung erfolgt und das Zahlungsausfallrisiko inklusive Fraud durch den Kunden direkt beim Veranstalter liegt. Das Risiko reduziert sich hier für ein Reisebüro um im Schnitt 0,1% vom Umsatz. Weiterhin bedeutet Direktinkasso für den Vertriebspartner weniger Buchhaltungsaufwand, niedrigere Bankspesen, weniger Disagio-Kosten für Kreditkartenzahlungen und geringere Steuerberatungskosten, weil nur mehr die Provisionsgutschrift beim Reisebüro eingeht. TUI macht außerdem keinen Provisionsabschlag für Direktinkassobuchungen trotz Übernahme der Zahlkosten. Ein weiterer Vorteil ist der deutlich ausgeglichenere Cashflow über das Jahr gesehen, da die Cashflow-Spitzen und -Tiefen wegfallen.

tip: Wann zahlt die TUI im Falle des Direktinkassos dem österreichischen Reisebüro die Provision aus?
Ines Wasner: Die Provisionsgutschrift für den gesamten Reisepreis zahlt die TUI nach Buchung mit der nächsten Agenturabrechnung an das Reisebüro. Nach Implementierung des Feldes für eine frei wählbare Servicepauschale wird auch die Servicepauschale des Reisebüros zum Zeitpunkt der Provisionszahlung an das Reisebüro überwiesen.

tip: Wird an der Gültigkeit und Komplexität der Verträge, an der Provisionshöhe was verändert? Wird es Provision auf Stornos geben, wie es Raiffeisen Reisen / GEO Reisen einführt?
Ines Wasner: Das bewährte Provisionsmodell haben wir als fairer Partner den aktuellen Bedürfnissen angepasst und weiterentwickelt. Beim neuen Provisionsmodell entfällt der Vorjahrsbezug. Mindestumsatz und Grundprovision bleiben wie gehabt, ebenso die Vergütung der Top-Angebote und unterjähriger Aktionsangebote. Bei den Provisionsklassen wurde eine zusätzliche Umsatzklasse hinzugefügt: Damit Agenturen rascher die nächst höhere Umsatzklasse erreichen können, wurden die Umsatzhöhen in den meisten Provisionsklassen reduziert. Die TUI Value-Provision wurde verdoppelt: Agenturen können nun je nach TUI Value-Anteil bis zu 0,6% TUI Value-Provision auf ihren gesamten provisionsrelevanten TUI Umsatz erhalten. Insgesamt können Agenturen im Geschäftsjahr 2020/21 bis zu 12,2% Provision erreichen. Ebenfalls neu: Stornogebühren werden bei der Provisionsendabrechnung mit ihrer kompletten Provision vergütet.

Herausforderung gemeinsam meistern

 

tip-online: Was macht die TUI, um dem stationären Vertrieb weiterhin Kooperationsbereitschaft zu signalisieren?
Ines Wasner: TUI war und ist für den stationären Vertrieb ein zuverlässiger und fairer Partner – vor, während und nach der Krise. TUI setzt auch weiterhin auf den stationären Vertrieb. Als verlässlicher Partner und Marktführer mit einer starken und stabilen Marke und einem fairen Provisionsmodell, einem aktiven Vertriebsteam und lokalem Service- & Kompetenz-Center wollen wir auch im kommenden Geschäftsjahr diese außergewöhnliche Herausforderung gemeinsam meistern.

tip-online: Wie schaut es mit dem Produkt aus – normalerweise gibt es um diese Zeit schon die Sommerkataloge?
Ines Wasner: Die Sommerplanung läuft. Viele Hotels sind bereits seit Anfang April buchbar. Wir haben viele Produkte früher als sonst buchbar gemacht, auch um Umbuchungsmöglichkeiten zu schaffen und hier auch Preisanreize geboten. Mit Erfolg. Die Vorausbuchungen liegen aktuell auch über dem Niveau der vergangenen Jahre. Wir werden - so planen wir aktuell - wie gewohnt im November den Sommer präsentieren, in einem kleineren Format als in den vergangenen Jahren.

tip-online: Was erwartet die TUI Österreich für das kommende Jahr?
Ines Wasner: Auch das kommende Jahr wird herausfordernd. Wir erwarten, dass auch 2021 Reisewarnungen kommen und gehen werden. Das erfordert eine extrem hohe Flexibilität in der Planung für uns. Wir sind in sehr engem Austausch mit unseren Partnern – Airlines, Flughäfen, Hotels, um gemeinsam gut zu planen und bei Bedarf auch anzupassen. 2020 hat auch klar die Vorteile der Buchungen bei Reiseveranstaltern und Reisebüros gezeigt – persönliche Ansprechpartner und Beratung, Rückholung im Krisenfall, mögliche Umbuchungen usw. Ich bin sicher, dass uns diese Kompetenzen im nächsten Jahr zugutekommen werden.

Die Fragen stellte Elo Resch-Pilcik


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Foto: tip

Autor/in:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.





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