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„Wir haben 227 bewohnte Inseln. Schade, dass sie wenig besucht werden.“

Vicky Stroumpou, Direktorin der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr EOT in Österreich, erzählt im Gespräch mit tip-online, über den Restart in Griechenland und wie das Land bisher durch die Pandemie gekommen ist. 

Seit Anfang des Jahres ist Vicky Stroumpou als Direktorin der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr in Frankfurt interimistisch auch für Österreich und die Schweiz zuständig. Sie hat die Leitung des Wiener Büros übernommen, nachdem Helena Melita gegen Ende des Vorjahres Österreich verlassen hat. Stroumpou ist bereits seit Juli 2017 für die Niederlassung in Frankfurt tätig.

Im Gespräch mit tip-online zieht sie ein Resümee über das vergangene Jahr, erklärt, wie Griechenland den Tourismus ab Mitte Mai wieder ankurbeln will, welche Produkte Österreicher gerne buchen und einiges mehr.

Fragen & Antworten

Griechenland möchte Mitte Mai für Touristen öffnen, hat Tourismusminister Theoharis auf der ITB Now angekündigt. Welche Voraussetzungen braucht es für die Einreise?
Vicky Stroumpou: Ja, wir wollen Griechenland ab 14. Mai für internationale Besucher öffnen. Voraussetzung dafür ist, dass das Gesundheitsprotokoll eingehalten werden kann. Das heißt, Gäste mit einer Impfung gegen Corona, solche, die die Krankheit überstanden haben und solche mit negativen Tests dürfen einreisen. Bis Mitte Mai gilt noch eine Quarantäne-Pflicht bei der Einreise, die danach entfällt. Bei der Ankunft gibt es Stichprobenartige COVID-19 Testungen.

Wie ist Griechenland bisher touristisch betrachtet durch die Pandemie gekommen?
Vicky Stroumpou: Griechenland hat das vergangene Jahr im Vergleich zu anderen Destinationen gut abgeschlossen. Wir hoffen aber, dass 2021 besser wird. Aus Deutschland sind die Einreisen im Vergleich zu 2019 mit 1,5 Millionen auf 25% gefallen. Laut WTO betrug 2020 der Rückgang bei den Ankünften weltweit 74%. In Griechenland haben wir immerhin ca. sechs Millionen Gäste begrüßen können, davon rd. 200.000 aus Österreich, was einem Minus von 67% entspricht.

Überraschend viele Flüge

Hat sich bei den nachgefragten Produkten etwas verändert?
Vicky Stroumpou: Ja, kleinere und private Unterkünfte und Apartments waren vor allem am Anfang der Saison stark gefragt. Später wurden dank strenger Gesundheitsprotokolle auch wieder größere Hotels gebucht, besonders bei Reisenden aus Deutschland viel mehr als bei Österreichern.

Welche griechischen Ziele werden im Sommer ab Österreich angeflogen?
Vicky Stroumpou: Mehr als 20 Destinationen stehen auf dem Programm, darunter auch einige neue Ziele. Kreta, Rhodos, Paros natürlich auch. Die vielen Direktflüge ab Österreich – auch ab den Bundesländern - waren für mich eine Überraschung. Wir versuchen Marketingkooperationen mit den Fluglinien zu machen, die ab Ende April, Anfang Mai starten sollen.

Welche Produkte sind in Österreich besonders gefragt?
Vicky Stroumpou: Österreicher wollen ein ursprüngliches Erlebnis und viel Natur. Auch Sicherheit spielt eine große Rolle. Sie erforschen gerne ihre Umgebung und buchen lieber kleinere Inseln. Auch Inselhüpfen ist gefragt. In Deutschland werden eher organisierte Reisen in größere Hotels gebucht. Die deutschen Gäste bleiben eher in den Hotels. Für beide Länder sind Direktflüge sehr wichtig. Wir haben 227 bewohnte Inseln. Schade, dass sie wenig besucht werden.

Klima als größter Vorteil

Glauben Sie, dass sich die Saison in diesem Jahr nach hinten verlängern wird?
Vicky Stroumpou: Das Tourismusministerium versucht gemeinsam mit den Veranstaltern, Hotels dazu zu bewegen, bis Ende November offen zu halten. Besonders in Kreta und Rhodos. Griechenland hat viel mehr zu bieten als Meer. Wir haben ein sehr großes Angebot an Outdoor-Aktivitäten und natürlich Kultur. Der größte Vorteil Griechenlands ist das Klima. Und die Flugzeit ab Wien beträgt nur knapp zwei Stunden.

Was erwarten Sie für die kommende Sommersaison?
Vicky Stroumpou: Jedenfalls mehr als 2020. Ich hoffe, dass wir 50% bis 60% von 2019 erreichen können. Wir werden ungefähr zwei Jahre brauchen, um die Zahlen von 2019 wieder zu erzielen. Mit Impfungen und Tests wird es jedenfalls leichter zu reisen. Wir starten, wie gesagt, am 14. Mai. Die ersten Gäste werden wahrscheinlich aus Israel kommen, wo bereits ein großer Teil der Bevölkerung geimpft ist. Danach werden auch europäische Länder folgen.

Pionieraufgaben bei Kreuzfahrten

Welche Entwicklung erwartet Griechenland im Bereich Kreuzfahrten in diesem Jahr? Können die wahrscheinlich ausbleibenden Übersee-Passagiere kompensiert werden?
Vicky Stroumpou: Kreuzfahrten sind ein sehr wichtiger Bestandteil für den griechischen Tourismus. Im Vorjahr hatten wir einige Pionieraufgaben im Bereich Kreuzfahrten übernommen. Wir planen die Wiederaufnahme des Betriebs mit allen erforderlichen Sicherheitsaspekten, mit Einbeziehung regionaler Angebote. Wir hatten schon vor der Pandemie einen großen Anteil an Passagieren aus Europa.

Konnten Unternehmen die Pandemie nützen, um neue Produkte auf die Beine zu stellen? Gibt es dazu ein paar Beispiele?
Vicky Stroumpou: Ja. Das ist vielen Unternehmen dank staatlicher Unterstützung gelungen, weil die Wirtschaft in Griechenland den Tourismus mehr braucht als in anderen Ländern. Es wurde viel in Renovierungen investiert, aber auch in neue Boutique-Hotels. Wir brauchen neue Produkte, damit wir die Krise überstehen können.

Glauben Sie, dass sich das Reiseverhalten dauerhaft ändern wird?
Vicky Stroumpou: Dauerhaft? Nein. Wir vergessen schnell. In den kommenden Jahren wird es viel Last Minute-Geschäft geben, so ca. zwei Wochen vor Abreise. Nach zwei bis drei Jahren wird das Verhalten wieder wie vor der Krise sein. Derzeit wird sehr kurzfristig gebucht, Gefragt sind Natur, Berge oder Meer, kleine Unterkünfte und kleinere Destinationen.

Ab wann könnte das Vorkrisen-Niveau bei den Einreisezahlen wieder erreicht werden?
Vicky Stroumpou: In ungefähr zwei Jahren, 2023. Die meisten sagen zwei bis drei Jahre.

Welche Aktionen wollen Sie in Wien im laufenden Jahr umsetzen?
Vicky Stroumpou: Mit Veranstaltern und Airlines haben wir schon konkrete Werbeaktionen besprochen für Ende April, Anfang Mai. Wir brauchen jedenfalls den persönlichen Kontakt für Gespräche, das hat auch die Erfahrung der ITB Now gezeigt. Wir planen auch Famtrips und Pressereisen. Zudem begeht Griechenland in diesem Jahr sein 200jähriges Bestehen. Das würden wir gerne mit der griechischen Botschaft feiern. Ich freue mich jedenfalls schon darauf, unsere PartnerInnen in den Reisebüros und bei den Veranstaltern persönlich kennen zu lernen.

Das Gespräch führte Elo Resch-Pilcik


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Foto: tip

Autor/in:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.





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