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Zukunftstrends im Tourismus

Wie sieht der Tourismus von Morgen aus? In Zeiten von Corona eine brisante Frage, zu der Welcome City Lab, eine Innovationsplattform für Tourismus, gemeinsam mit Atout France mit dem „Travel Innovation Trend-book“ Vorschläge und Lösungen präsentieren.

„Innovation ist der Schlüssel für die Reiseindustrie, um diese Krise zu bewältigen“, eröffnete Caroline Leboucher, Generaldirektorin von Atout France, der französischen Zentrale für Tourismus, das virtuelle Meeting am 17. November. Gemeinsam mit Laurent Queige, Leiter des Welcome City Labs, stellte sie die nunmehr 5. Ausgabe des „Travel Innovation Trend-book“ zu den wichtigsten Zukunftstrends im Tourismus vor.

Ebenfalls an der Erstellung des Trend-books beteiligt haben sich das Tourismusbüro Singapur, das Netzwerk European Cities Marketing, der MTLab accelerator in Montreal, die Inholland University in Rotterdam sowie zahlreiche Start-ups. Resilienz, so lautete heuer das oberste Gebot: neue Management-Lösungen, Sicherheitsmaßnahmen und -dienstleistungen zum Wiederaufbau von Kundenvertrauen und eine zunehmende Kommunikation über digitale Kanäle – das Anpassungsvermögen der Reisebranche ist gefordert wie noch nie. Basierend auf der gebündelten Expertise der internationalen Partner und der Entwicklungsanalyse erfolgreicher Travel-tech Start-ups im vergangenen Jahr konnten fünf große Zukunftstendenzen im Tourismus definiert werden:

Vorsorge und Rückgewinnung von Vertrauen

Die Reisebranche steht 2020 vor einer noch nie dagewesenen Herausforderung: die Gesundheitssicherstellung aller, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Alle Akteure der Reiseindustrie müssten Sicherheits- und Hygienestandards festlegen und ihren Gästen somit garantieren, dass selbst in den meistbesuchten Stätten auf ihre Gesundheit geachtet wird. So hat das Tourismus- und Kongressbüro der Stadt Paris z.B. unter dem Titel „Caring Attitude“ einen Sicherheitscodex für Leistungsträger der Pariser Tourismusbranche erstellt. Ein weiteres Beispiel liefert das Tourismusbüro Singapur, das auf Augmented Reality sowie Kontaktlosigkeit bei immer mehr touristischen Stätten setzt. Brüsseler Museen haben im Juni digitale Tools implementiert, um so die Besucherströme in Echtzeit kontrolliert zu leiten.

Phygitalisierung: die Mischung macht’s!

Die Corona-Krise hat unzweifelhaft zur Beschleunigung der Digitalisierung geführt. Veranstalter mussten von einem Tag zum anderen umdenken, um weiterhin mit ihren Business- und Leisure-Kunden in Kontakt zu bleiben. Ob zu 100% digital oder ergänzend zu Präsenzveranstaltungen, Hybrid-Events, bei denen auf die Mischung zwischen virtuellen und realen, physischen Erlebnissen („Phygitalisierung“) gesetzt wird, boomen. Dabei spielt u.a. die zeitliche Dimension eine ganz neue Rolle: Bereits im Vorfeld eines Events ist es nun maßgebend, Emotionen zu vermitteln und somit „die Community anzuheizen“. Bei der Veranstaltung selbst sollte eine Vielzahl an Erlebnissen angeboten (Konferenzen, Workshops, Networking, individuelle Meetings…) und zeitgleich auf die Szenographie, sprich: den digitalen Bühnenbau, geachtet werden. Im Anschluss kann die Wirksamkeit der Veranstaltung durch klug zusammengestellte Replay-Sequenzen für die Teilnehmer verstärkt werden.

Low-Tech

Die Corona-Krise hat zudem die Zerbrechlichkeit unserer urbanen Ökosysteme aufgezeigt. Es scheint nun wichtiger denn je, den Lebensstil nachhaltiger zu gestalten. Im Gegensatz zur High-Tech setzt die Low-Tech auf Technologien, die unsere Bedürfnisse stillen, gleichzeitig wenig Ressourcen verbrauchen und das Ökosystem minimal belasten. Low-Tech bedeutet nicht unbedingt, gänzlich auf Technologie zu verzichten, manche Lösungen beinhalten sogar hochtechnologische Features, die aber einen geringen Verbrauch und de facto eine sparsamere Gesellschaft anstreben. Im Städtetourismus suchen Touristen z.B. immer mehr nach authentischen Erlebnissen und dem direkten Kontakt mit lokalen Einwohnern, was mittels Low-Tech-Lösungen leicht organisiert werden kann.

Gamification und virtuelle Erlebnisse

Urlaubsreisen beginnen mit einem Traum, mit der Vorstellung des zu erwartenden Erlebnisses. Die Gamification bietet Destinationen neue Möglichkeiten, das touristische Erlebnis durch die Anwendung spielerischer und lustiger Elemente zu verbessern. Jüngere Generationen können so z.B. für den Besuch kultureller oder historischer Stätten begeistert werden, den sie ohnedies nicht gemacht hätten. Geocaching, virtuelle geführte Besichtigungen, mobile Spiele-Apps u.ä.

Städte als Nährboden für Innovation

Angesichts des globalen Klimawandels ist es wesentlich, neue Lösungen und good practices in der Tourismus-, Kultur- und Freizeitwirtschaft zu finden. Es gelten neue Paradigmen: Qualität vor Quantität, Reiseinspiration statt bloße Reiseinformation, Berücksichtigung und Einbindung der lokalen Bevölkerung. Ein breites Angebot und aktive Netzwerke an Stakeholdern, regelmäßige Touristenströme und der 24h-Betrieb mancher Dienstleistungen machen Städte zu idealen Versuchsfeldern für innovative Lösungen. Touristen soll vielmehr „The Soul of the City“ vermittelt werden. Zahlreiche Fremdenverkehrsorganisationen haben dies erkannt und ihre Strategien angepasst – managing versus marketing. Neue Logistikverfahren, E-Menüs in Restaurants oder dynamische Beschilderung, um einige Beispiele zu nennen. Die Corona-Krise hat 2020 bereits unfreiwillig zum Umdenken in der Branche und zur Testung einiger neuer Verfahrensweisen geführt.

Das Trend-book in Vollversion zum Nachschlagen gibt es hier

Welcome City Lab ist eine Innovationsplattform für Tourismus, zu der u.a. der erste TraveltechInkubator der Welt gehört, welcher in sieben Jahren 150 Start-ups hervorgebracht und 1.300 Arbeitsplätze geschaffen hat. (red.)

Martha Steszl


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Foto: tip

Autor/in:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.





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