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J. Tseng, China Airlines: „Möchte meinen fünften Flug wieder“


Jovi Tseng, China Airlines General Manager Austria & CEE
Vor bald genau einem Jahr hat der taiwanische Carrier China Airlines die Verbindungen zwischen Taipei und Wien nach Ende der Pandemie wieder aufgenommen. Jovi Tseng wechselte wenige Monate danach als General Manager nach Wien. 
 

Anfang März kam Jovi Tseng als General Manager Austria & CEE für China Airlines von Guangzhou nach Wien. Für ihn eine Traumdestination. Nicht nur wegen der Lebensqualität. Auch beruflich läuft es gut. Wie sich die Strecke entwickelt, welche Ziele österreichische Passagiere gerne buchen und was er sich für seinen vierjährigen Turnus in Wien vorgenommen hat, erzählt der 56-Jährige im Gespräch mit tip-online.

tip-online: Jovi, können Sie sich unseren LeserInnen, die Sie noch nicht kennen, kurz vorstellen?
Jovi Tseng: Ja, gerne. Ich hatte einen guten Start. Anfang März kam ich nach zwei Jahren in Guangzhou und einem Jahr in Beijing direkt nach Wien. Ich bin seit 27 Jahren bei China Airlines. Angefangen habe ich als Check-in Agent am Flughafen Taipei Taoyuan. Weitere Stationen waren 2009 in Frankfurt als Manager am Airport, dann u.a. noch Thailand, Taiwan und eben Festland-China. China Airlines hat vor fast genau einem Jahr die Verbindungen zwischen Wien und Taipei wieder aufgenommen.

Wie ist der Neustart geglückt?
Jovi Tseng (lacht): Fast zu gut, um wahr zu sein. Wir hätten schon viel früher wieder anfangen sollen, aber wir hatten keine verfügbaren Maschinen. Und auch nicht genügend Personal. Während der Pandemie haben wir die Passagier-Maschinen für Cargo-Flüge verwendet, so dass die gesamte Flotte durchgehend im Einsatz war. Jetzt sind wir wieder „back to normal“. Nur auf einigen Routen noch nicht, weil wir nicht genügend Personal haben oder auch aus politischen Gründen. Um genau zu sein, fliegen wir in Festland-China aktuell weniger als zehn Destinationen an, davor waren es 32, also um zwei Drittel weniger.

Taiwan wird als Reiseziel immer beliebter, dennoch fliegen viele Passagiere weiter in andere Destinationen. Wie hoch ist der Anteil der Point-to-Point-Gäste?
Jovi Tseng: Das ist ab Wien nicht sehr viel. Geht man nach der Anzahl der Passagiere, sind es 20%, geht man nach dem Ertrag, sind es 24%.

Taipei, Manila, Denpasar

Was sind die USPs von China Airlines?
Jovi Tseng: Unsere Hardware ist hervorragend, ebenso unser Bordprodukt, das Service ist erstklassig, wie auch unser Design und das Essen.

Welche Destinationen werden ab Wien am meisten gebucht?
Jovi Tseng: An erster Stelle steht Taipei, gefolgt von Manila und Denpasar. Wie sich die Passagiere ab Wien auf die verschiedenen Nationalitäten aufteilen, können wir statistisch nicht ermitteln. Der Großteil ist aus Österreich. Ich versuche, so oft wie möglich am Flughafen zu sein, um mir ein Bild davon zu machen.

Wie hoch ist der Load Factor auf den Wien-Flügen?
Jovi Tseng: Im Durchschnitt liegen wir bei 80% bis 85%. Das ist so seit Oktober 2022, als wir die Verbindungen wieder aufgenommen haben. Am besten ausgelastet sind die Business und die Premium Economy Class. Obwohl die Tarife nicht niedrig sind, verkaufen sich die Premium-Produkte gut.

Aktuell sind die Preise extrem hoch – was erwarten Sie für das nächste Jahr, wenn die Kapazitäten wieder steigen, der Kampf um Marktanteile wieder zunimmt und die Reiselust eventuell weniger wird?
Jovi Tseng: Ich glaube, die Tarife werden nicht wieder sinken. Wie ist die Relation von Europäern und Asiaten auf den Wien-Verbindungen? Jovi Tseng: 40% sind Europäer, 60% Asiaten, vor allem Taiwaner und Philippinos.

Wie entwickeln sich die Geschäftsreisen?
Jovi Tseng: Corporate Travel kommt langsam wieder zurück, das ist schön zu sehen. Aber wir sind noch nicht auf dem Niveau von vor der Pandemie.

Durch den Krieg in der Ukraine kann Russland nicht überflogen werden – was bedeutet das für die Verbindungen von und nach Wien?
Jovi Tseng: Die Flugzeit ist um rund eine Stunde länger. Die Nordroute werden wir auch 2024 nicht befliegen können. Bei unseren Gesamtkosten entfallen 41% auf Kerosin, da kann man sich vorstellen, was es heißt, eine Stunde länger unterwegs zu sein.

60% - 70% Direktverkauf

Viele Airlines stocken ihre Kapazitäten im Winter oder nächstes Jahr auf – wird China Airlines das auch tun?
Jovi Tseng: Leider nein. Ich halte meine Flotte in Wien. Im März 2024 wird eine weitere A350 ausgeliefert, die auf Routen in die USA eingesetzt werden wird. Aktuell haben wir vier Flüge pro Woche nach Wien. Mit der Auslieferung der neuen A350 hoffe ich, dass wir unseren Sonntagsflug wieder zurückkriegen und auf fünf wöchentliche Verbindungen aufstocken können.

Wie ist in Österreich das Verhältnis von direkt verkauften Tickets gegenüber denen über Reisebüros und Veranstalter?
Jovi Tseng: Der Direktverkauf ist sehr hoch, da liegen wir bei 60% bis 70%, was den Ertrag betrifft. Das ist eine Tatsache.

Gibt es das Stop-Over-Programm in Zusammenarbeit mit dem Taiwan Tourism Board noch?
Jovi Tseng: Ja, das gibt es noch. Es wurde sogar noch verbessert und mit einigen zusätzlichen Boni versehen.

Wird es in nächster Zeit neue Destinationen im Streckennetz geben?
Jovi Tseng: Nein, wir haben im Juli dieses Jahres Prag aufgenommen, weitere Ziele sind vorerst nicht geplant.

Was sind Ihre beruflichen Ziele für Ihre Zeit in Wien, eine tägliche Verbindung?
Jovi Tseng: Das wäre zu ambitioniert. Ich hätte gerne meinen fünften Flug zurück und möchte ihn dann auch behalten. Alle europäischen Destinationen haben maximal vier wöchentliche Verbindungen. Mit Ausnahme von Frankfurt, dort gibt es tägliche.

Möchten Sie noch etwas antworten, was ich noch nicht gefragt habe?
Jovi Tseng: Ja, ich würde gerne länger in Wien bleiben als alle meine Vorgänger. Bei uns dauert jeder Turnus vier Jahre.

Das Gespräch führte Elo Resch-Pilcik


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Foto: tip

Autor/in:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.





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