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WKO: Offener Brief zum Restart der Reisebranche

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe zu einem Restart der österreichischen Reisebürobranche, wenden sich erneut an sämtliche relevanten Ministerien, um Reisen wieder möglich zu machen.

Eine Analyse der Buchungszahlen des österreichischen Reisemarktes würden die bisherigen Branchenbeobachtungen bestätigt: Die aktuelle Lage ist ähnlich dramatisch wie zum Zeitpunkt des Lockdowns im Frühjahr.

Nach einem schwachen Sommer mit einigen wenigen verfügbaren Destinationen kommt das Outgoing-Geschäft im Herbst erneut völlig zum Erliegen. Ebenso das Incoming-Geschäft. Schwache Suchanfragen für die kommende Monate lassen zudem befürchten, dass es auch bis lange in das Jahr 2021 hinein keine nennenswerte Erholung geben wird.

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe zu einem Restart der österreichischen Reisebürobranche fordern daher heute Lösungen, um diesen Zustand der Verunsicherung und des Stillstands zu durchbrechen. Die wesentlichen Punkte ihrer Forderung betreffen die Ausweitung von Schnelltests - ausreichende Testkapazitäten und billige Testmöglichkeiten - sowie die Aufhebung von bestimmten Quarantänemaßnahmen. 

Der offene Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr/Frau Bundesminister/in!

Wir, die Mitglieder der Arbeitsgruppe zu einem Restart der österreichischen Reisebürobranche, haben Ihnen bereits im September einen offenen Brief mit Punkten, die unseres Erachtens dringend notwendig sind, um Reisen in Europa und der gesamten Welt wieder möglich zu machen, zukommen lassen.

Eine Analyse der Buchungszahlen des österreichischen Reisemarktes bestätigt leider unsere bisherigen Branchenbeobachtungen. Laut dem Buchungssoftware-Anbieter Amadeus liegen Flugbuchungen mit Abflugort aus Österreich im Oktober bei –95,6% im Vergleich zum Vorjahr. Auch im Mai 2020 wurde ein Einbruch gleichen Ausmaßes verzeichnet. Im April 2020 betrug der Rückgang sogar 97,1%.

Flugbewegungen ins Ausland haben somit heute einen ähnlich dramatischen Rückgang wie zum Zeitpunkt des Lockdowns im Frühjahr zu verzeichnen. Auch im Bereich der Vorausbuchungen zeigen die Zahlen ein eindeutiges Bild. Während zu „normalen“ Zeiten im Oktober 50 bis 60% der Buchungen für die Wintersaison bereits vorhanden sind, liegen die Vorausbuchungen derzeit bei 10%.

Neben Vorausbuchungen verzeichnen auch bloße Suchanfragen für Flüge in den kommenden Monaten starke Rückgänge.

Die Auswertungsergebnisse zeigen deutlich eine massive Verunsicherung unter den Reisenden. Nach einem schwachen Sommer mit einigen wenigen verfügbaren Destinationen wie den Kanaren oder Griechenland kommt das Outgoing-Geschäft im Herbst wieder völlig zum Erliegen. Aufgrund zahlreicher Reisewarnungen anderer Mitgliedsstaaten für Österreich und mangelnder Flugverbindungen liegt das Incoming-Geschäft ebenso darnieder. Die schwachen Suchanfragen für kommende Monate lassen zudem befürchten, dass es auch bis lange in das Jahr 2021 hinein keine nennenswerte Erholung geben wird.

Um diesen Zustand der Verunsicherung und des Stillstands zu durchbrechen, braucht es heute Lösungen. Wie bereits in unserem ersten Schreiben festgehalten, ist insbesondere eine Strategie rund um Schnelltests notwendig. Einige Unternehmen wie das Austria Center Vienna, der Flughafen Wien oder Austrian Airlines haben bereits erfolgreich gezeigt, wie Schnelltests in bestehende Abläufe implementiert werden können.

Die Europäische Kommission hat vor Kurzem angekündigt, dass auf EU-Ebene die Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit und das ECDC an einem Testprotokoll für Reisende arbeiten. Damit ein solches Testprotokoll in der Praxis von Erfolg gekrönt ist, braucht es unseres Erachtens insbesondere:

  • Ausreichend Testkapazitäten in Flughäfen und anderen Verkehrsinfrastrukturen, um Engpässe zu vermeiden
  • Implementierung schneller und billiger Testmethoden für asymptomatische Reisende (z.B. Antigen-Tests)
  • Aufhebung von Quarantänemaßnahmen im Falle negativer Testergebnisse
  • Gegenseitige Anerkennung der Testergebnisse zwischen Mitgliedsstaaten (damit können weitere Tests bei Einreise verhindert werden)
  • Keine Quarantänemaßnahmen für Personen mit geringem Ansteckungsrisiko: 
    - Crews von Airlines
    - Geschäftsreisende, wenn sie sich nicht länger als 72 Stunden im Zielgebiet aufhalten. Es kommt hier in der Regel zu keinem oder nur minimalen Kontakt mit der Lokalbevölkerung
    - Pauschalreisende, da durchorganisierte Pauschalreisen in der Regel strenge Gesundheits- und Sicherheitskonzepte beinhalten und beim Aufenthalt von Reisenden in Resortanlagen kaum Kontakt zur lokalen Bevölkerung besteht.
    - Transitreisende

Österreich sollte die Bemühung der Europäischen Kommission und der Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit aktiv unterstützen, um durch entsprechende Testprotokolle Veranstaltungen und Reisen wieder möglich zu machen. 

Neben einer Implementierung von Schnelltests und den damit in Zusammenhang stehenden Protokollen, ruhen naturgemäß auch viele Hoffnungen auf in Zukunft verfügbaren Impfungen. Ohne abgestimmtes Verhalten der Mitgliedsstaaten bleibt es aber auch hier zu befürchten, dass Impfungen nicht die gewünschte Erholung bringen. Deshalb sollte auch in diesem Bereich bereits heute eine Abstimmung zwischen den Mitgliedsstaaten angestrebt werden.

Freundliche Grüße

Mag. Gregor Kadanka, Obmann des Fachverbandes der Reisebüros
Phillies Ramberger, Präsidentin Österr. Verein für Touristik
Dr. Joseph Peterleithner, Präsident Österr. ReiseVerband
Bernhard Brauneder, General Manager Amadeus Austria
Dr. Günther Ofner, Vorstandsdirektor Flughafen Wien
Stephan Linhart, Head of Sales Austrian Airlines

(red) 


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Foto: privat

Autor/in:

Redakteurin

Julia Trillsam hat Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien studiert. Jetzt ist sie bereit, die Welt zu bereisen. Je sonniger die Destination, desto schneller sind ihre Koffer gepackt.





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