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Leserbrief - Chillireisen: Im Stich gelassen oder vergessen?

Ärger und Frust sind groß in der Reisebranche – viele, vor allem Reisebüros, fühlen sich von der Politik vergessen. Ein Leserbrief. 

Die brisante finanzielle Lage der Reisebüros durch Stornos, Rückzahlungen, Rückbuchungen der Provisionen sowie jede Menge Unklarheiten über finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten bringen Reisebüros an den Rand des Ruins. Immer mehr LeserInnen drücken ihre Sorgen und ihren Ärger in offenen Briefen aus.

Hier ein Schreiben von Christine Lang, ChilliReisen in Schwarzach.

Geschätzte Damen und Herren!

Als engagierte Reiseberater/in verfolgen wir wie jedermann/frau interessiert alle Infos auf den Plattformen und im Besonderen natürlich jene, die uns betreffen. Das heißt, wenn es welche gäbe? In allen Berichten und Diskussionen über „Tourismus“ liest und hört man bloß Gastronomie und AUA !! Wir Reisebüros tragen nämlich maßgeblich dazu bei, AUA und andere Linien- und Charterflieger/Busse/Züge und Hotels (auch in Österreich) zu füllen, egal ob als Incoming- oder Outgoing Büros.

Wir Reisebüros als Vermittler leben von den ständig geringeren Margen der Veranstalter, die sich nun „matchen“, ob die Kunden Gutscheine oder Umbuchungsangebote erhalten sollten. Wir aber stehen an der Front und die Reisekunden erwarten zu Recht die Rückvergütungen ihrer Zahlungen. Das wiederum bringt uns an die Grenzen, weil kaum ein Büro über so hohe Rücklagen verfügt. Darüber hinaus sind ja davon auch noch die laufenden Kosten zu tragen. Was erschwerend dazu kommt: Wir haben gegenüber den Veranstaltern unsere Vermittlungstätigkeit erbracht, erhalten aber im Falle der Stornierungen keine Provisionen. Sie werden von den Reiseveranstaltern jetzt rückgebucht. So sind wir bereits seit Wochen ohne jede Einkünfte, da besorgte Kunden sofort mit Bekanntwerden der Pandemie ihre Reisen storniert haben und alle anderen im Laufe der „Corona“ Wochen - und auch jetzt noch immer. Neubuchungen rücken in weite Ferne.

Wer weiß was?

Bei Nachfragen zu finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten wird man von einem zum anderen verwiesen und nicht mal die WKO kann richtige Auskünfte geben. Das Procedere für die finanziellen Hilfen fordert uns neben den existenziellen Sorgen massiv, denn man wird von ÖHT zu AWS oder retour verwiesen. Banken und Steuerberater sind ebenfalls kaum ausreichend informiert. Über die exakten Zuständigkeiten kennt sich anscheinend niemand aus. „Koste es was es wolle“, meinte Kanzler Kurz. Aber die Wirklichkeit ist eine andere, denn es ist umständlich und dauert viel zu lange!

Wir fühlen uns in Stich gelassen oder – noch deutlicher – schlichtweg wie vergessen. Man erfährt nicht einmal, wann und ob wir wieder öffnen dürfen und „unsere“ Ministerin hilft mit „Empfehlungen“, im eigenen Land zu urlauben, kein bisschen. Frau Köstinger könnte ja auch gleichzeitig anregen, dass österreichische Reisebüros sich dafür bereits rüsten und Angebote unterbreiten können. Damit wäre auch uns ein etwas geholfen, zumal uns derzeit alle mittleren und fernen Reiseziele verloren gehen. Alle Vorsicht in Ehren, aber obwohl erste Anzeichen für Urlaubsmöglichkeiten in Kroatien oder Griechenland erkennbar werden, bleiben diese unerwähnt.

Alles zu internationalen Online-Plattformen?

Auch durch Unterlassen kann man einen ganzen Wirtschaftszweig in den Ruin treiben!! Infos intern und öffentlich auch zugunsten der Reisebüros sind ein dringliches Muss!

Wenn Ihr uns nicht stärkt, können wir künftig sowieso alle Buchungen an anonyme Online-Plattformen abtreten – weil wir sterben werden. Diese Krise bietet die Chance, die Stärken unserer fachlich-versierten wie kundenfreundlichen Reisebüros hervorzuheben und zu bewerben. Aber wenn das nicht einmal unsere eigenen Interessenvertretungen erkennen und wir somit auch keine Lobby für unsere Anliegen finden, dann ist Hopfen und Malz verloren.

In diesem Sinne mit bedauerlichen Grüßen

Christine Lang, CHILLIreisen, Schwarzach
(red.)


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Foto: tip

Autor/in:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.





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