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Flughafen Wien: „Dialog ist Teil unserer DNA“

Der Flughafen Wien will sich mit jeder Regierung in jeder Zusammenstellung auseinandersetzen. In einem Hintergrundgespräch erklären die VIE-Vorstände Julian Jäger und Günther Ofner die Wünsche an die nächste Regierung, die Kooperation mit der AUA und die Maßnahmen zum Klimaschutz.

„Wir wollen zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen“, eröffnet Julian Jäger das Gespräch. Einer neuen Regierung, wie immer sie auch zusammengesetzt sein wird, sehe der Flughafen Wien positiv entgegen, unterstreicht Günther Ofner.

„Wir sind den Dialog gewohnt. Ein Teil unserer DNA ist Dialogbereitschaft“, erklärt Günther Ofner.

Die Herausforderungen seien für jede Regierung dieselben, so Ofner weiter. „Wirtschaftswachstum und Klimaschutz sind keine Gegensätze“, unterstreicht der Vorstand. Von der Politik erwarte man eine vernünftige Standortpolitik. Es wäre nicht klug, die bisherige Erfolgsgeschichte durch nationale Alleingänge zu gefährden. Die Förderung des öffentlichen Verkehrs samt Ausbau der Bahn bis Bratislava seien vorrangig. Der CAT, der an der Kapazitätsgrenze operiert, könne nicht öfter als im 30-Minuten-Takt verkehren, da auf die Stammstrecke komplett ausgelastet sei. Ein neues Signalsystem könnte Abhilfe schaffen, jedoch würde auch das Jahre dauern. Die steigende Nachfrage nach Öffis zum Flughafen unterlegt der Vorstand mit konkreten Zahlen: Vor der Anbindung des Flughafens an die Bahn reisten mehr als 50% mit dem Auto an, jetzt sind es nur noch 30%.

Ziel: CO2-Neutralität

Das Thema „Nachhaltigkeit“ steht ganz oben auf der Agenda des Flughafens Wien. Seit 2013 wurde der CO2-Ausstoß am Flughafen in Wien Schwechat um 70%, der Energieverbrauch um 40% reduziert. Ziel sei, so Julian Jäger, noch deutlich vor dem Jahr 2025 CO2-neutral zu werden. Ein wichtiges Vorhaben, dessen Bedeutung allerdings durch globale Vergleiche relativiert wird: Laut International Energy Agency ist die internationale Luftfahrt für 2,7% des weltweit vom Menschen verursachten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Der innereuropäische Luftverkehr produziert einen Anteil an den europäischen CO2-Emissionen von 0,52%. Der Anteil der österreichischen Luftfahrt am gesamten CO2-Ausstoß im Land beträgt 0,16%. Das mittelfristige Wachstum der europäischen Luftfahrt wird mit etwa 2% eingeschätzt, das der weltweiten mit 3% bis 5% jährlich. Jäger gibt zu bedenken, dass derzeit rd. 80% der globalen Bevölkerung noch nicht fliegt. Die zuletzt oft in die Kritik geratenen Inlandsflüge hält Jäger weiterhin für sinnvoll und kann einem gesetzlichen Riegel davor nichts abgewinnen.

„Ich kann die Lust an Verboten nicht nachvollziehen“, unterstreicht Julian Jäger.

Die Inlandsflüge, mit Ausnahme ab / bis Innsbruck, würden vorwiegend von Transferpassagieren gebucht. Würden diese Verbindungen entfallen, würden die Kunden etwa über Frankfurt, München oder Zürich fliegen, um auf Langstreckenverbindungen umzusteigen.

50 neue Destinationen ab Wien

Nach der Insolvenz von Airberlin und Niki setzte ein Wettlauf der Low Cost Carrier auf den Flughafen Wien ein, was dem Flughafen beträchtliches Wachstum bescherte. Allein von 2018 auf 2019 wurden 50 neue Destinationen, darunter auch Ziele in Nordamerika und Asien von Netzwerk-Carriern, in den Flugplan aufgenommen. Von 2017 bis 2019 stieg die Zahl der Passagiere von 24 Mio. auf 31 Mio., sodass 1.500 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden konnten. Der Anteil der Low Cost Carrier ist inzwischen auf 30% gestiegen, was Jäger allerdings als „Nachzieheffekt“ bezeichnet. Europaweit liege der Anteil der Billigflieger bei 35%, in UK gar bei 43%. Der Unterschied zu anderen Ländern sei, dass in Wien das Wachstum innerhalb kürzester Zeit erfolgt sei. Den Vorwurf der AUA, dass der Flughafen Low Cost Carrier mit günstigen Tarifen bevorzuge, will der Vorstand nicht auf sich sitzen lassen. Seit Anfang 2018 gebe es ein neues Incentive-Schema, von dem alle Airlines gleichermaßen profitieren, die AUA nicht ausgenommen. Mit Austrian kann sich der Flughafen ein „näher Aneinanderrücken“ vorstellen.


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Foto: tip

Autor/in:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.





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