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Travelport beantwortet Fragen zu NDC

Als erster GDS-Betreiber hat Travelport kürzlich Betreiber Live-Buchungen auf Basis des neuen technischen Standards NDC (New Distribution Capability) der IATA eingeführt. Nun beantwortet Ian Heywood, Head of New Distribution von Travelport, wichtige Fragen zum Thema.

Welche Fluggesellschaften haben bislang NDC-Content in die Systeme geladen?

Ian Heywood: Gegenwärtig arbeiten wir in diesem Bereich mit mehreren Fluggesellschaften zusammen, unter anderem auch mit der großen europäischen Airline, für die im Oktober 2018 die weltweit erste NDC-Live-Buchung erfolgte. Hierzu gehört zudem, wie bereits vor einiger Zeit bekanntgegeben, die australische Fluglinie Qantas, deren NDC-Content in den kommenden Monaten verfügbar gemacht wird. Aktuellste Informationen zum Engagement der Fluggesellschaften im Bereich NDC sind beim IATA Leaderboard zu finden.

Können jetzt alle Reisebüros den neuen NDC-Content über ihre aktuelle Version des Travelport-Desktops Smartpoint buchen?

Ian Heywood: Wir haben die Arbeiten an der ersten Version, über die NDC-Buchungen möglich sind, vor kurzem abgeschlossen und stellen sie in den kommenden Wochen zusätzlichen Test-Agenturen zur Verfügung. Mittels der Zusammenarbeit mit ihnen werden wir gewährleisten, dass das System wie gewünscht arbeitet. Der Rollout für weitere Reisebüros wird dann von der langfristigen Vereinbarung abhängen, die wir mit dem ersten Airline-Partner schließen. Weitere Einzelheiten dazu geben wir bekannt, sobald die neuen Funktionen fertiggestellt und verfügbar sind.

Werden NDC-Angebote in gleich viele Funktionalitäten eingebettet wie Nicht-NDC-Angebote?

Ian Heywood: Travelport arbeitet derzeit an mehreren Weiterentwicklungen des Smartpoint-Produktes, die den Reisebüros mehr Möglichkeiten bieten als reines Shopping, Pricing und Buchen. Sie werden alle Serviceoptionen nutzen können, die ihnen derzeit bei traditionellen Buchungen zur Verfügung stehen. Man muss hierbei jedoch beachten, dass der Workflow bei NDC shopping-getrieben ist und sich damit grundlegend von dem ATPCO-Workflow unterscheidet, mit dem die meisten Reisebüros heute über unsere Smartpoint-Lösung ihre Buchungen vornehmen. Die Systemverbesserungen stehen aber auch in engem Zusammenhang mit der Implementierung von NDC, welche die Airlines 2019 vornehmen werden. NDC wird sowohl in Smartpoint verfügbar sein als auch über unsere neue Schnittstelle Trip Services – also sowohl für den klassischen, stationären Vertrieb als auch für den Online-Vertrieb.

Werden die Reisebüromitarbeiter NDC-Content und Non-NDC-Content innerhalb eines Workflows in Smartpoint sehen können?

Ian Heywood: Über unser Desktop Smartpoint erhalten sie Zugriff auf NDC und auf traditionellen GDS-Content. Im Laufe des Jahres 2019 wird es in dieser Hinsicht eine ganze Reihe von Neuerungen in Smartpoint geben, um NDC immer besser zu integrieren. Dazu gehört neben vielem Anderen auch die gleichzeitige Suchabfrage von ATPCO und NDC.

Lässt sich bereits feststellen, ob bei Fluggesellschaften für Umbuchungen in NDC eigene Bestimmungen gelten?

Ian Heywood: Gegenwärtig nicht. Bis heute sind Zeitlimits fürs Ticketing, Umbuchungsbestimmungen oder Strafgebühren unverändert. Allerdings gilt es zu beachten, dass sich die Entwicklung der Schnittstellen für freiwillige und unfreiwillige Umbuchungen bei den Airlines in unterschiedlichen Stadien befindet. Die IATA hat versucht, dieses Themenfeld weitestgehend mit der NDC Version 17.2 abzudecken. Und tatsächlich sehen wir schon die ersten Fluggesellschaften, die diese Version umgesetzt und entsprechende Lösungen entwickelt haben. Auch wir nehmen uns dieses Themas an und ergänzen die Funktion in Smartpoint.

Gibt es bereits Fluggesellschaften, die Zusatzleistungen ausschließlich über NDC verfügbar machen?

Ian Heywood: Noch nicht, allerdings gehen wir davon aus, dass dies kommen wird und die Airlines ihre Merchandising-Strategien dahingehend verändern werden. Im Moment können wir beobachten, dass die Fluggesellschaften die Zusatzleistungen, die gegenwärtig über die ATPCO-basierte Technik zur Verfügung stehen, auch in NDC abbilden.

Inwiefern wird NDC die heutigen Geschäftsmodelle verändern?

Ian Heywood: Mit der neuen NDC-Ära wird eine ganze Reihe von neuen kommerziellen Modellen Einzug halten. Wie diese im Einzelnen aussehen, hängt davon ab, wie jede einzelne Fluggesellschaft mit dem Thema NDC im Markt umgeht. Dabei müssen sie selbstverständlich auch berücksichtigen, welchen Nutzen jeder erbringt, der am Buchungsprozess beteiligt ist. Einzelheiten werden letzten Endes fallweise festgelegt.

Verfolgen die Fluggesellschaften mit NDC das Ziel, selbst über den Kunden zu verfügen und die GDS von der Vertriebskette auszuschließen?

Ian Heywood: Nein. Ich glaube, die Fluggesellschaften verstehen durchaus, dass NDC ihnen dabei hilft, Verkäufe zu steigern, aber keineswegs in der Lage ist, die große Komplexität im Reisevertrieb zu verringern. Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, zu denen ausschließlich die GDS in der Lage sind. Hierzu gehören das Zusammenführen von Inhalten aus verschiedenen Quellen und diese buchbar zu machen, die Automatisierung von Workflows, Change Management, individueller Kundenservice, Automatisierungen im Reisebüro, Umbuchungen, Berücksichtigung von Firmen-Reiserichtlinien, Kostenmanagement, Rechnungsstellung und Geschäftsanalysen.

Glauben Sie, dass die Fluggesellschaften mit einer Art „Zuckerbrot und Peitsche“-Politik die Reisebüros dazu bringen wollen, NDC anzunehmen?

Ian Heywood: Es sind bereits Fluggesellschaften in Europa, Nordamerika und Asien zu beobachten, die Ansätze in dieser Art entwickeln, um auf diese Weise die Reisebüros dazu zu motivieren, mit NDC zu arbeiten. Dabei verfolgt natürlich jede Airline den Ansatz, von dem sie sich den größten Erfolg verspricht. Es wird sich mit der Zeit herauskristallisieren, welcher davon am besten funktioniert.

Wie müssen sich Reisebüros auf eine NDC-Welt vorbereiten?

Ian Heywood: Am besten sprechen die Reisebüros mit ihren Partnern in der Reisebranche. Fluggesellschaften sollten sie danach fragen, was ihre Pläne rund um den NDC-Vertrieb beinhalten, und von ihrem GDS sollten sie in Erfahrung bringen, welche Lösungen es für den Vertrieb von Airline NDC-Content entwickelt. Sie müssen sich außerdem darüber Gedanken machen, welchen Nutzen NDC für ihre Kunden bedeuten kann und welchen Mehrwert sie wiederum für die Airlines erbringen, sobald NDC flächendeckend zum Einsatz kommt. Auf Basis dieser Informationen können die Reisebüros maßgeschneiderte NDC-Strategien entwickeln.

(red)  


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Foto: Michaela Trpin

Autor/in:

Redakteurin / Senior Editor

Michaela Trpin hat Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie Crossmediale Marketingkommunikation studiert und versteht es, ihre im Bachelor- und Masterstudium erlernten Kenntnisse mit der Praxis zu verknüpfen. Ihre Leidenschaft fürs Schreiben und Reisen hat sie, als Teil der Redaktion, zum Beruf gemacht. Im Verlag betreut sie die Themen Karibik, Lateinamerika und Luxusreisen.





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