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ITB 2023: Geänderte Vorzeichen, euphorische Stimmung

Mit Spannung war sie erwartet worden, die postpandemische Premiere der ITB als reine b2b-Messe. Ein Kommentar von Elo Resch-Pilcik 

Nach den nicht ganz geglückten virtuellen Versionen während der Pandemie reichte die Erwartungshaltung für das Jahr eins nach Corona von skeptisch über zweckoptimistisch bis neugierig. Die bisher unerwartet gute Buchungslage in praktisch allen Segmenten trug dazu bei, dass BesucherInnen und AusstellerInnen gleichermaßen zuversichtlich nach Berlin reisten.

Anders, aber gut

Die Voraussetzungen waren somit günstig. Die Ausstellunghallen, so Veranstalter Messe Berlin, waren ausgebucht. Allerdings wurden rund zehn Hallen nicht bespielt, dafür mit Halle 27 eine neue. Konkrete Zahlen zur genützten Fläche wurden nicht genannt. Das Positive daran war eindeutig: Die zurückzulegenden Wege waren heuer deutlich kürzer als noch etwa 2019. Durch das Ausbleiben mancher Aussteller, die früher Fixstarter waren, war die Anordnung der Stände deutlich lockerer, die Gänge – zumindest gefühlt – breiter.

90.000 Fachbesucher

Laut Messe Berlin waren 90.000 Fachbesucher unterwegs. Dem gegenüber steht die Zahl von 115.000 im Jahr 2019. Doch denkt man an die letzte Veranstaltung vor Ausbruch der Pandemie zurück, fällt auf, dass damals auch an den sogenannten b2b-Tagen auffallend viele Familien mit Kinderwägen sowie Senioren mit Gehhilfen die Gänge füllten. Nun ist durchaus denkbar, dass berufstätige Mütter ihren Nachwuchs auf die Messe mitnehmen, allerdings nicht in dem Ausmaß. Das Gleiche gilt auch für Arbeitende, die über das Pensionsantrittsalter hinaus im Beruf bleiben. Kurz gesagt, die tatsächliche Zahl der b2b-Besucher war 2019 vermutlich schon etwas niedriger.

Geht es nach Deborah Rothe, der neuen Direktorin der ITB, ist das neue Format gekommen, um zu bleiben. Die b2c-Messe wird in das Berlin Travel Festival im November integriert.

Gute Gespräche

Die immer wieder aufpoppende Kritik von „zu viel Leerraum“, „zu wenig Besucher“, „nicht mehr die alte ITB“ könnte einfach auch ein Zeichen sein, dass das menschliche Wesen, auch ein geistig flexibles wie es in der Touristik Gang und Gäbe ist, mit Veränderungen nur schwer zurechtkommt. Alles, was abweicht vom Gewohnten, ist zunächst einmal schlecht. Betrachtet man allerdings die Details, schaut die Sache wieder anders aus. Die Qualität der Gespräche war – da herrschte große Einigkeit – durchaus sehr hochwertig.

Einsparungspotenzial

Und noch ein Gedanke drängt sich auf im Jahr 1 der Neuausrichtung: Als reine b2b-Veranstaltung werden die bombastischen Stände, deren Kosten sich auf mehrere hunderttausend Euro belaufen, obsolet. Da könnte enormes Einsparungspotenzial gehoben bzw. Budgets anders eingesetzt werden. Für ein Fachgespräch braucht es letztlich nicht viel mehr als eine ruhige Ecke, ein paar hübsche Roll-ups – und ganz viel Wasser und Kaffee.

Netzwerken live

In einem Punkt waren sich alle BesucherInnen einig: Nach Jahren der vorwiegend virtuellen Kommunikation kann ein persönliches Treffen nicht hoch genug geschätzt werden. Die Zwischentöne, die ein persönliches Gespräch erlaubt, sind ebenso wichtig wie zwanglose Happy Hours und Get Togethers am Ende eines dicht getakteten Arbeitstags. So geht Messe. So mögen wir sie.

 


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Foto: tip

Autor/in:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.





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