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TUI-Betriebsratschef verteidigt Staatshilfe und übt Kritik an Piloten

ür TUI-Betriebsratschef Frank Jakobi sind die umstrittenen Staatshilfen an den größten Reiseanbieter berechtigt. Innerhalb des Konzerns müssten sich aber die Piloten fragen, ob sie nicht auch selbst einen größeren Beitrag zur Rettung leisten könnten, betonte der oberste Belegschaftsvertreter im Interview der Deutschen Presse-Agentur. 

Das für den Tourismus verheerende Corona-Jahr 2020 hat bei den Hannoveranern bereits zu einem personellen Aderlass geführt. Das Management fährt außerdem einen harten Sparkurs. „Man kann sich sicher die Frage stellen, ob TUI als Unternehmen systemrelevant für die Bundesrepublik ist", sagte Jakobi. „In direkter Form wohl nicht. Aber im Tourismus als Wirtschaftszweig ist TUI systemrelevant." Die Milliardenkredite und Bürgschaften, die vor allem über die Förderbank KfW laufen, seien insgesamt in Ordnung. Denn man müsse auch Anschlusseffekte beachten. "Wenn es uns nicht mehr gibt, dann hat auch das kleine Reisebüro an der Ecke fast kein Produkt mehr und bekommt Sortimentsprobleme", so Jakobi. „Viele, viele Arbeitsplätze und Existenzen sind indirekt von TUI abhängig."

Ostern komme zu früh

Man freue sich natürlich, dass staatlichen Hilfen fließen. Jakobi betonte, dass dies aber keine Geschenke" seien, sondern eben Kredite mit teils hohen Zinsen. Insgesamt schätzt Jakobi die Chancen im neuen Jahr als durchaus gut ein. Ich glaube, für ein profitables Oster-Programm wird es 2021 noch zu früh sein. Aber wir werden schon eine gute Buchungslage für den Sommer bekommen, alle Indikatoren deuten darauf hin. 2022 sind wir wieder da, wo wir 2019 vor dieser Krise waren - davon bin ich fest überzeugt." Auch Branchenbeobachter nehmen an, dass es bald aufwärtsgehen könnte - falls sich Corona-Impfungen breit durchsetzen.

TUI müsse auch selbst nach weiteren, möglichst sozialverträglichen Sparmöglichkeiten suchen. „Insgesamt ist das alles natürlich nicht leicht für uns", sagte Jakobi mit Blick etwa auf die eigene Airline TUIfly. "Der Druck auf die Kolleginnen und Kollegen und die Stimmung sind je nach Bereich aber auch sehr unterschiedlich. Es gibt Bereiche, die stärker vom Sparkurs betroffen sind als andere."

Solidarität von Piloten gefordert

Jakobi ermahnte die Piloten, sich solidarischer zu zeigen. "So gut wie alle Beschäftigten machen Kurzarbeit - aber eine Gruppe leistet im Augenblick keinen Beitrag", kritisierte er. Viele Mitarbeiter, die gut verdienen und oberhalb der Schwellen für das Kurzarbeitergeld liegen, hätten sich ebenfalls bereiterklärt, auf bis zu ein Fünftel ihres Gehalts zu verzichten. "Die Piloten aber haben gesagt: "Das kommt für uns nicht in Frage, wir beteiligen uns nicht an Kurzarbeit und verzichten mit Blick auf Kurzarbeit auf nichts". Diese Haltung sei anders als in Reisebüros, Callcentern, der Verwaltung oder den Veranstaltungsbereichen, wo man im Interesse des Ganzen zurückstecke.

„In allen Bereichen der TUI außerhalb des Cockpits haben die Betriebsräte ihre Verantwortung wahrgenommen und die Verhandlungen zur Kurzarbeit geführt", berichtete Jakobi. Bei den Piloten habe die eigene Personalvertretung das jedoch auf die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit übertragen. „Viele nennen das unverantwortlich und feige." Das Verhalten der Piloten werde von den anderen als unsolidarisch angesehen. "Die Stimmung in Richtung Piloten ist im Konzern auf einem Tiefpunkt", so Jakobi. „Diese Berufsgruppe isoliert sich gerade."

Über 20.000 weniger Beschäftigte

Unterdessen zeigen sich die Folgen der Corona-Einbrüche auch für die Beschäftigung im TUI-Konzern immer deutlicher - wobei hier vor allem die Lage in den Hotels sowie starke saisonale Effekte vor dem schwachen Winter zu berücksichtigen sind. Nach Angaben aus Konzernkreisen schrumpfte die Gesamtbelegschaft von knapp 60.300 Menschen im November 2019 auf rund 38.200 vor dem Jahresende 2020. (APA/red)


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Foto: privat

Autor/in:

Redakteur / Managing Editor

Dieter ist seit fast 25 Jahren wichtiger Teil des Profi Reisen Verlag-Teams. Fast jedes geschriebene Wort, das die Redaktion verlässt, geht über seinen Schreibtisch.




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28 März 2024


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