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ÖRV-Kongress: Wo bleiben die Familien?
Die 64. Generalversammlung des ÖRV Österreichischer Reiseverband nutzte die dort einstimmig wiedergewählte Präsidentin Eva Buzzi wie gewohnt für kompakte Rück- und Vorausblicke. Zwei Entwicklungen zeichnen sich klar ab: der Trend zum Frühbuchen und das Wegbrechen der Mitte. Letzterem soll mit zahlreichen Last Minute-Aktionen entgegengewirkt werden, wie eine punktuelle Umfrage von tip zeigt.
"Es gibt touristisch nicht viel zu maulen“, fasst die wiedergewählte Präsidentin Eva Buzzi die aktuelle Lage im Tourismus gewohnt ungezwungen zusammen. Denn trotz weltweiter wirtschaftlicher Turbulenzen entwickeln sich die Zahlen größtenteils nach oben.
Laut UNWTO sollen die Werte der internationalen Ankünfte weltweit 2025 um 2% bis 5% über denen von 2024 liegen, als 1,4 Mrd. Passagiere registriert wurden. Stark ist auch das Wachstum in der Luftfahrt. Dort liegt die Prognose für das laufende Jahr bei 5,64 Mrd. Passagieren gegenüber 4,9 Mrd. im Vorjahr. Auch der Kreuzfahrtmarkt entwickelt sich positiv: Mit weltweit 31,7 Mio. Passagieren lag 2023 sieben Prozentpunkte über dem Wert von 2019. Für 2025 rechnet die WTO mit 37,1 Mio. 2027 soll der Wert auf 40 Mio. klettern.
Die Umsätze im globalen Reisemarkt wachsen ebenfalls stetig. Von 755 Mrd. USD im Jahr 2023 auf 855 Mrd. im Jahr 2024. Die Prognose für 2025 liegt bei 924 Mrd. und 949 Mrd. für 2026. In Österreich haben die Tourismusumsätze der Reisebüros und Reiseveranstalter 2023 und 2024 jeweils 4,3 Mrd. EUR betragen, gleich viel wie 2019. Zwar ist der Durchschnittsumsatz gestiegen, die Zahl der Passagiere ist jedoch gesunken.
Die Trends
Das Comeback der Frühbucher hat sich heuer eindrucksvoll bestätigt. Stark gefragt bleiben die klassischen Sommerdestinationen Griechenland, Italien und Spanien. Die kräftig gestiegenen Preise in der Türkei seien die Kunden nur teilweise bereit mitzutragen, so Buzzi weiter. Auf der Langstrecke sind vor allem Asien, Südamerika und Afrika gut nachgefragt. Bei den USA wurden zwar im Vorjahr noch viele Buchungen für die kommende Saison getätigt, die Neubuchungen halten sich jedoch stark in Grenzen.
Die Sorge, dass die Mitte bei den Einkommensschichten wegbricht, hält an. Buzzi geht davon aus, dass das auch im nächsten Jahr nicht anders sein wird. Aktuell reagieren viele Veranstalter mit attraktiven Last Minute-Angeboten. „Die werden hoffentlich die Familien hinter dem Ofen hervorlocken“, so die ÖRV-Präsidentin.
Last Minute-Angebote für Preissensible
Erstmals seit Vor-Pandemiezeiten gibt es für den heurigen Sommer wieder Last Minute-Angebote, die eine deutliche Ersparnis versprechen. Damit versuchen die Veranstalter, vorwiegend Familien, die noch nicht gebucht haben, für Urlaub im Juli und August, teilweise aber auch schon für Mai und Juni und bis in den Herbst hinein, zu gewinnen. Dennoch kann nicht davon ausgegangen werden, dass kurzfristiges Buchen automatisch für alle Produkte einen günstigeren Preis garantiert.
Anders als in den vergangenen Jahren gibt es heuer allerdings wieder mehr Kapazität am Markt. Die Veranstalter haben bei ihren Charterflug-Kontingenten durchwegs ambitioniert kalkuliert, so dass für die Hochsaison im Sommer noch Plätze vorhanden sind.
Mehr Kapazität, verhaltens Wachstum
Bei Dertour Austria wird die Last Minute-Aktion vor allem über Billa Reisen gespielt, für die aktuell auch Radio-Werbung läuft. Die Destinationen sind die klassischen Last Minute-Gebiete Bulgarien, Tunesien, aber auch Griechenland und die Türkei. „Die Kundschaft bucht spät. Viele schauen, ob ein Urlaub budgetär machbar ist“, erklärt Dertour Austria-Geschäftsführer Martin Fast und fügt hinzu: „Kapazität und Kontingente sind gewachsen, das Marktwachstum ist aber verhalten.“ Viele Angebote seien günstiger, manche aber auch teurer als die FrühbucherAktionen. Über das ganze Jahr gesehen ist Fast zuversichtlich, gute Zahlen schreiben zu können.
Sorgen macht ihm jedoch, dass die Anzahl der Reisen seit einigen Jahren steigt, die der organisierten Reisen jedoch nicht. „Der Markt für organisierte Reisen wächst nicht in dem Ausmaß, wie wir uns das wünschen würden“, hält er fest. Das könne auch ein Ansporn sein, besser zu werden.
Bis zu 40% Ersparnis
Auch bei TUI Österreich setzt man auf preisattraktive Last Minute-Aktionen. „Wir hoffen, dass wir daraus für den Sommer noch was mitnehmen können“, sagt Gottfried Math, Geschäftsführer TUI-Österreich und fügt hinzu: „Es ist eine Illusion zu glauben, dass man Schnäppchen ganz wegkriegen kann.“ Mit den aktuellen Angeboten wird auch das Thema Familien angesprochen. Ein Beispiel: Bei Eigenanreise sind Kinder im Zimmer der Eltern bei zwei Vollzahlern kostenlos dabei. Der Buchungszeitraum für Last Minute geht noch bis Juli, Reisezeitraum ist von 5. Mai bis 12. Oktober. Die Ersparnis liegt bei bis zu 40%. Diese Vergünstigung entspricht der der Frühbucher-Angebote. Im Fokus der aktuellen Kampagne liegen Kreta, Rhodos, Kos und Karpathos sowie Antalya.
Noch sei es zu früh zu sagen, wie die Last Minute-Aktion angenommen werde, so Math. Das heurige Jahr sei sehr speziell. Erst langsam kristallisiert sich heraus, wo der Staat sparen wird. „Jetzt weiß man, was Sache ist, und ob sich ein Urlaub ausgeht oder nicht“, fasst Math zusammen.
Einflussfaktor Wetter
Auch Andrea Springer von Springer Reisen hält fest, dass viele noch nicht gebucht hätten. „Last Minute-Angebote kommen sicher. Die Frage wird sein, ob preissensible Kunden noch ein Produkt finden, das sie bezahlen können.“ In den Springer-Reisebüros wurde heuer extrem früh gebucht. Jetzt kommen schon zahlreiche Buchungen für Herbst und Weihnachten herein. Der Trend zum Frühbuchen hält also an. Last Minute-Angebote hat Springer Reisen derzeit für Mai und Juni. Dass Familien mit Kindern weniger Pauschalreisen buchen, registriert die versierte Touristikerin schon seit 15 Jahren. Sie bezweifelt, dass Last Minute heuer tatsächlich günstiger ist als Frühbucher-Reisen.
„Für Juli und August bringen die Hotels in Griechenland, mit denen ich zusammenarbeite, keine großen Aktionen auf den Markt. Die sind alle gut gebucht. Wenn die Märkte Österreich und Deutschland schwächeln, dann tun das andere Länder nicht.“ Die hohen Preise bei Last Minute für den Sommer des Vorjahres hält Springer für „einen Ausreißer, weil fast nichts am Markt war“. „Gefühlt wollen alle, die früher weggefahren sind, auch heuer weg. Der Trend geht eher zu kürzer und günstiger.“ Ein wichtiger Faktor werde auch das Wetter sein. Außerdem falle heuer das Thema Fußball-EM weg. Auch das könnte einen Push geben. „Die Frage ist: Was machen die, die noch nicht gebucht haben.“ Noch ist also vieles offen. (red)
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Autor/in:
Elo Resch-Pilcik
Herausgeberin / Chefredakteurin
Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.
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