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Neue Guideline: Reisen in Ländern mit totalitären Regimes

Die NGO „The Roundtable Human Rights in Tourism e.V.” hat in Zusammenarbeit mit Reiseveranstaltern eine Online-Guideline für Reisen in Ländern mit unterdrückerischen Regierungen herausgegeben. 

Die deutsche NGO „The Roundtable Human Rights in Tourism” versteht sich als Multi Stakeholder-Initiative, die u.a. Produkte für die Reisebranche, vor allem für KMU, anbietet. Soeben gelauncht wurde eine druckfähige Online-Guideline mit dem Titel „Responsible Tourism in Oppressive Regimes – A Guide for Tour Operators to Put People First”. Auf übersichtlichen 5 A4-Seiten finden Reiseveranstalter Anregungen, wie nachhaltiges Reisen in Ländern mit autoritären Regimes gestaltet werden können. Hilfreich ist zudem ein Fragenkatalog, welche Aspekte vor dem Auflegen einer Reise geklärt werden sollten. Wie aktuell das Thema ist, zeigt eine Untersuchung von „Freedom House“, die belegt, dass nur 20% der weltweiten Bevölkerung in freien Ländern lebt. Der Guide wurde mit Hilfe einiger Mitglieder erstellt, die ihre Erfahrung aus der Praxis für die Praxis einfließen ließen. Bei der Vorstellung im Rahmen eines Webinars waren Manfred Häupl, CEO Hauser Exkursionen, und Ruth Hopfer-Kubsch, Quality and Sustainability Manger Studiosus Reisen vertreten.

Keine Standard-Lösung

„Es gibt keine einfache Eine-für-alle-Lösung bei so einem komplexen Thema“, erklärt Katharina Stechl, Moderatorin des Webinars und Programm Manager bei Roundtable Human Rights in Tourism. Jedes Land bzw. jedes Regime seien unterschiedlich, wie auch jedes Unternehmen in der Touristik anders arbeite. Die Guidline sei bewusst kompakt gehalten, so dass sie in der täglichen Arbeit genutzt werden kann und dabei hilft, die richtigen Fragen zu stellen. Die Prämisse dabei solle sein: Immer die Menschen an erste Stelle zu rücken.

Nicht reisen ist keine Lösung

Das Argument der NGO lautet: Viel wichtiger, als wohin wir reisen, ist wie wir reisen und wie wir Reisen anbieten. Und dabei können Veranstalter einen bedeutenden Unterschied machen. Denn nicht reisen ist auch keine Lösung: „Wenn wir alle Länder mit schwierigen Regimen von unserer Reise-Liste streichen, verlieren wir die halbe Welt“, so Stechl weiter.

Aus der Praxis

Die Guideline legt drei Bereiche fest, die bei Reisen in Länder mit hinterfragungswürdigen Regimen berücksichtigt werden sollten: Die Wertschöpfung vor Ort. Arbeitsplätze. Ermächtigung von Reisenden und Ermächtigung der lokalen Bevölkerung. Dass gesellschaftliche Verantwortung ein wichtiger Teil des Geschäfts darstellt, sei bei Studiosus Reisen in einem „Mission Statement“ verankert, berichtet Ruth Hopfer-Kubsch und fügt hinzu: „Wir wollen mit unseren Reisen Menschen zusammenbringen und die Erwartungen unserer Gäste erfüllen. Unsere Partner in den Ländern müssen ähnliche ethische Einstellungen haben wie wir.“ Ob eine Reise in ein Gebiet mit unterdrückerischem Regime gebucht werde, müssten die Gäste selbst entscheiden.

Auch Manfred Häupl setzt mit seinen Produkten auf vertrauenswürdige, ethische Partnerschaften vor Ort. Manches könne auch unterhalb des Radars der Regierungen stattfinden. Wichtig sei zudem, dass im Team diskutiert werde, welche Auswirkung auf das Unternehmen Reisen in Länder mit autoritären Regimes haben können. Aktuell sei das der Fall bei Saudi-Arabien, da gebe es großen Druck vom Markt. Erst nachdem Häupl einen passenden Partner, der die Werte von Hauser teilt, gefunden hatte, wurde entschieden, ein Produkt zu gestalten.

Ist die Entscheidung für ein Reiseland erst mal gefallen, so müssten die Bedingungen vor Ort regelmäßig überprüft und gegebenenfalls nachadjustiert werden, sind sich die beiden Veranstalter einig. Dann würden beide Seiten davon profitieren. „Kunden können wie Botschafter fungieren, wenn sie nach ihrer Rückkehr ein differenziertes Bild eines Landes vermitteln“, ist Häupl überzeugt. Und Hopfer-Kubsch fasst zusammen: „Tourismus ist ein Fenster in die Welt.“ Man sieht hinaus und herein.

Hier geht’s zum Download der Guideline. 

Webinar: Destination Risk Map

Am 19. April wird in einem weiteren Webinar eine „Destination Risk Map“ vorgestellt, die verschiedenen Tourismus-relevante Menschenrechts-Themen aufgreift. Dazu zählen u.a. Kinder- und Arbeitsrechte, Freiheits-Rechte und Umweltverträglichkeit. Zur Anmeldung geht es hier. 

Die deutsche NGO „The Roundtable Human Rights in Tourism” hat aktuell 35 Mitglieder aus sechs Ländern, darunter Veranstalter, Interessensvertretungen, sozial engagierte Vereine, Bildungseinrichtungen, Messen und Zertifizierungs-Anbieter. Aus Österreich sind Kneissl Touristik und Oliva Gartenreisen sowie der ÖRV und respect der Naturfreunde dabei. (red.)


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Foto: tip

Autor/in:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.





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