| news | leserbrief

urlaubsguru: "Begründung nicht nachvollziehbar"

Die Finanzverwaltung hat dem Reiseunternehmen den Fixkostenzuschuss in erster Instanz verweigert, nun wendet sich der Geschäftsführer Daniel Frick in einem offenen Brief an die Bundesregierung.

Sehr geehrte Herr Bundeskanzler Kurz, sehr geehrter Herr Minister Blümel, sehr geehrte Frau Ministerin Köstinger,

seit der Regierungs-Pressekonferenz am Montag wird erneut über die kommenden neuen Maßnahmen zum Infektionsschutz innerhalb der Bevölkerung Österreichs diskutiert. Eine Ausweitung der Maskenpflicht, angepasste Richtlinien für private Zusammenkünfte oder die Präventionskonzepte für Pflege- und Altenheime sind sicherlich relevante Punkte, über die im Verlauf der Corona-Pandemie konstant nachgedacht werden sollte. Wir unterstützen die Forderung, die Grundregeln zur Pandemiebekämpfung einzuhalten und auch die Gesundheit unserer Gesellschaft als höchstes Gut in den Mittelpunkt zu stellen. Dieser Brief richtet sich daher nicht gegen die von Ihnen getroffenen Maßnahmen oder die ausgeweitete Hygienekonzepte, um Neuinfektionen zu reduzieren.

Urlaubsguru.at ist schon seit 2014 als Online-Reiseplattform mit Büroräumlichkeiten in der Wiedner Hauptstraße in Wien tätig. Wir vermitteln mit einem überwiegend jungen Team Reiseangebote an ÖsterreicherInnen und haben es ohne Fremdkapital geschafft, von Beginn an profitabel zu wirtschaften und über unsere digitalen Kanäle mittlerweile hunderttausende ÖsterreicherInnen zu erreichen. Die Pandemie hat uns, wie auch viele Mitbewerber und auch Reisebüros, hart getroffen. Durch Grenzschließungen, Reisewarnungen und die damals nachvollziehbare Bitte nicht zu reisen, ist unser Umsatz innerhalb weniger Tage um 90 Prozent eingebrochen. Wir sprechen sicher für viele Tourismusbetriebe, wenn wir Ihnen versichern, dass wir die Maßnahmen in der ersten Phase der Pandemie zu 100% nachvollziehen konnten und auch froh waren, dass erste Hilfspakete für die betroffenen Branchen schnell versprochen und auch rechtlich fixiert wurden. Vor allem die Kurzarbeit, die als Instrument auf die Situation angepasst wurde, hat uns sehr geholfen die MitarbeiterInnen in diesen schwierigen Zeiten zu halten. Unsere Aufgabe als Arbeitgeber ist es, mit vollem Fokus dafür zu sorgen, dass wir Arbeitsplätze halten und so nach der Krise wieder mit voller Kraft und Elan Menschen in den Urlaub schicken können. Hier ist auch der Fixkostenzuschuss ein wichtiges Instrument, um liquide zu bleiben. Vor wenigen Tagen erreichte uns die erste Reaktion auf unseren Antrag:

“Der prognostizierte Umsatz wäre auch in einem Szenario ohne COVID-19 im Verhältnis zum Vergleichszeitraum stark gefallen. Der genannte Umsatzrückgang aufgrund der COVID-19 Krise ist unplausibel.”

Unsere offene Frage an sie: Wie kann der Umsatzrückgang eines Touristikunternehmens während einer Pandemie unplausibel sein?

Beinahe die Hälfte, der im letzten Jahr getätigten Reisen, waren dieses Jahr nicht umzusetzen und selbst bei Reisen im Inland musste mit Einschränkungen gerechnet werden. Das Reiseverhalten der ÖsterreicherInnen ist in diesem Jahr elementar eingeschränkt. Auch ein Anstieg der Inlandsreisen, aufgrund der ausfallenden Auslandsreisen, konnte den Verlust der ausbleibenden ausländischen Touristen nicht ausgleichen. Als österreichischer Reisevermittler wissen wir, wie wichtig der Tourismus für unser Land ist. Der ankommende Tourismus in Österreich ist ein starker Wirtschaftsfaktor und auch medial und in ihren Pressekonferenzen sehr präsent. Dies befürworten wir, jedoch fehlt uns die Rückendeckung für eine ganze Branche, die die ÖsterreicherInnen in den Urlaub schickt und Reisen vermittelt.

Die Reisevermittler finden in den medialen Berichterstattungen derzeit keinen Platz. Unter diesen Rahmenbedingungen ist die erste Reaktion auf unseren Antrag ein noch härterer Schlag für unser Unternehmen. Alleine im Jahr 2019 sind Österreicherinnen und Österreicher insgesamt 21,1 Millionen Mal verreist. Davon führten 10,7 Millionen Reisen ins Inland und 10,4 Millionen Reisen in das Ausland (Quelle: Tourismus in Österreich Bericht 2019). Als Online-Reiseportal bieten wir beides an, weswegen wir sowohl auf Inlands- als auch auf Auslandsreisen angewiesen sind. Durch die Ernennung von zahlreichen Risikogebieten, unzureichenden europäischen Richtlinien und teilweise undurchsichtigen Regelungen (z.B. Quarantäneregelungen, Maskenpflichten, verpflichtende Tests und Einreisebestimmungen) konnten wir als Reiseportal im Jahr 2020 kaum Auslandsreisen vermitteln.

Wir können die aktuelle Situation nur mithilfe des Verantwortungsbewusstseins der Menschen überwinden. Dazu appellieren auch wir als Reisevermittler immer wieder an die Verantwortung aller, die innerhalb von Österreich aber auch über die Ländergrenze hinaus unterwegs sind, sich an die jeweiligen Hygiene- und Abstandregeln zu halten. Im Wissen, dass die derzeitige Lage ernst ist und Maßnahmen notwendig sind, bitten wir Sie ebenfalls über ihre Kommunikationsstrategie nachzudenken. Aus unserer Sicht wird in diversen Pressekonferenzen offen mit dem Thema Angst gespielt und nur am Rande pragmatisch über die Gefahren und das Einordnen von Infektionszahlen gesprochen. Wir als Vertreter der Reisebranche müssen mit dieser Angst der Menschen auch nach einem hoffentlich baldigen Abflauen der Pandemie umgehen. Wir bitten Sie objektiv und ohne zusätzliche Furcht auf die aktuellen Geschehnisse einzugehen.

Zusätzlich bitten wir sie folgende Punkte zu überdenken und regen somit an:

  • Beenden sie den Dschungel der Reisewarnungen innerhalb der europäischen Union. Wir wissen, dass hier erste Maßnahmen in Planung sind und befürworten eine europäische Lösung
  • Unterstützen sie stark betroffene Branchen unbürokratisch. Die Rückmeldung, dass ein digitales Reiseunternehmen einen unplausiblen Umsatzrückgang in diesen Zeiten verantworten muss, schürt kein Vertrauen in unsere Bürokratie.
  • Kommunizieren sie klar und ohne Angst zu schüren die aktuellen Zahlen und Maßnahmen
  • Geben sie auch der stark gebeutelten Reisevermittler-Branche ein Sprachrohr. Sie wird derzeit trotz zigtausender Arbeitsplätze nur viel zu wenig gehört

Zu diesem Brief ist noch zu sagen, dass wir in unseren Aussagen natürlich befangen sind. Wir haben ein Interesse daran, dass die Reisefreiheit wieder ausgeweitet und die Angst vor einer Ansteckung in anderen Ländern genommen wird. Dennoch möchten wir unsere wirtschaftlichen Interessen nicht vor die Gesundheit der Menschen stellen und nehmen die Aussagen des Außenministeriums und der Österreichischen Ärztekammer sehr ernst. Unser Brief an Sie soll zum Nachdenken anregen. Wir schaffen es nur gemeinsam durch diese Krise und hoffen, dass einige Punkte zum Umdenken anregen. Wir stehen Ihnen auch gerne für einen persönlichen Austausch zur Verfügung und hoffen auf ein offenes Ohr Ihrerseits. (apa)

Mit freundlichen Grüßen,
Daniel Frick im Namen des ganzen Teams
Gewerberechtlicher Geschäftsführer
Urlaubsguru Österreich


  urlaubsguru, fixkostenzuschuss, covid-19, reisewarnung, umsatzrückgang


Der Artikel hat Ihnen gefallen? Wir freuen uns, wenn sie diesen teilen!





Sandra Zurek

Autor/in:

Managing Director

Nach 10 Jahren ist Sandra Zurek zum Profi Reisen Verlag zurückgekehrt und zeichnet aktuell neben Vermarktung und Medienkooperationen auch für Redaktion verantwortlich.





Advertising




Tägliche Touristik News für Reisebüro Agents, Counter, Veranstalter, Fluglinien, Kreuzfahrten
Copyright © für alle Artikel: tip / tip-online.at & Profi Reisen Verlagsgesellschaft m.b.H.