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Forscher: „Reisen muss teurer werden“

Die Reisebranche muss sich auf umfangreiche Veränderungen im Hinblick auf den Klimawandel einstellen - noch kann sie diese aktiv und in ihrem Interesse mitgestalten. So das Fazit eines Vortrags des Mobilitäts-Experten Prof. Dr. Stefan Gössling in Wien.

„Reisen muss teurer werden, wenn wir Emissionen einsparen wollen“, erklärte der Wissenschaftler. Er ist sich bewusst, dass solche Ankündigungen ihm keine Freunde machen. Dabei präsentiert Gössling die Ergebnisse seiner Forschungen auf eher nüchterne Weise und formuliert dabei positiv: Klimawandel als Chance. Um diesen auch als solche wahrzunehmen, sieht Gössling für die Tourismusbranche allerdings eine Reihe von notwendigen Trends: Von kürzeren zu längeren Aufenthalten auf Reisen, von Fern- zu Nahzielen, von emissionsintensiven zu emissionseffizienten Transportmitteln, von „falschen“ Ausgaben zu „richtigen“ Ausgaben, von geringem zu hohem Profit. Die Fokussierung auf das Langstrecken- bzw. Fernreisegeschäft werde über kurz oder lang zu Problemen führen. Auch Kreuzfahrtreisen seien hinsichtlich der Emissionen sehr problematisch. Pro Tag und Person würden 100 bis 200 kg CO2 ausgestoßen, hinzu komme die An- und Abreise, die oft mit dem Flugzeug erfolge. So könne eine Flug-Kreuzfahrt-Kombination schnell das Vielfache eines „nachhaltigen“ Jahres-Emissionsbudget einer Person betragen. Wenn wirklich Emissions-Einsparungen im Tourismussektor erreicht werden sollen, bedürfe es einer Kombination aus technologischem Fortschritt und „modal shift“, also einer Veränderung im Mobilitätsverhalten der Reisenden. „Wir müssen lernen, mit unserem persönlichen Energie-Budget zu leben und das heißt beim Reisen, grob gesagt, nähere Destinationen und längere Aufenthalte“, sagt Gössling. Der Forscher ruft in seinem Vortrag die weit reichenden Folgen des Klimawandels in Erinnerung und verweist auf die damit verbundene Nord-Süd-Ungerechtigkeit: In Entwicklungsländern sterben daran laut Gössling schon heute rund 300.000 Menschen pro Jahr. Es gelte, die globale Erwärmung unter der Grenze von zwei Grad Celsius zu halten.

Die Veranstaltung war Teil der Reihe „Latest Trends and Innovations in Tourism“ und wurde von der MODUL University Wien in Zusammenarbeit mit Klimabündnis Österreich und mit respect, Institut für integrativen Tourismus und Entwicklung, organisiert. Stefan Gössling ist Professor im Fachbereich Dienstleistungs-Management an der Universität Lund in Schweden und Koordinator am West-Norwegischen Forschungszentrum für Nachhaltigen Tourismus. (Marcus Bauer/respect/red)

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