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Tourismusbilanz: Ein Jahr Corona

Die Gästebetten bleiben seit Mitte März 2020 über weite Strecken leer, Reisewarnungen, Quarantänebestimmungen und entsprechend ausgedünnte Flugverbindungen bremsen den Inlandstourismus aus.

Seit Ausbruch der Coronakrise vor fast einem Jahr gibt's Urlaub auch in Österreich nur auf Sparflamme - und seit Anfang November bis dato gar nicht mehr. Sämtliche Hotels und Pensionen sind seit Monaten durchgängig behördlich gesperrt, nur Geschäftsreisen sind im Lockdown erlaubt.

"In dem Moment, wo Grenzen schließen und es keine Reisefreiheit gibt, gehören wir zu den verletzlichsten Branchen der Welt. Uns ist klar, dass sich im Grunde genommen vieles verändern wird und dass wir nicht mehr so schnell dorthin zurückkommen werden, wo wir waren", so Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich mit Blick auf die internationale Vernetztheit der Branche, "die bei den Airlines beginnt und bei den Hotels und Reiseführern endet". "Die Auswirkungen sind dramatisch - alles hängt davon ab, dass es Reisefreiheit und offene Hotels gibt - ohne Hotels geht gar nichts im Tourismus."

In den Hotels selbst habe es bisher keinen einzigen Corona-Cluster gegeben, sondern lediglich Coronafälle, die sozusagen separiert worden seien, einzig in St. Wolfgang gab es einen Cluster. Der sonst auch von ausländischen Touristen gerne besuchte Skiort Ischgl habe sich gleich zu Beginn der Krise als Corona-Hotspot international einen unliebsamen Namen gemacht. Die Corona-Pandemie hat den Beherbergungsbetrieben 2020 jedenfalls einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Zahl der Urlauber in den Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen halbierte sich gegenüber dem Jahr davor nahezu auf 25 Millionen, wie vorläufige Daten der Statistik Austria vor Augen führen.

"Wir haben gelernt, wirklich megaflexibel zu sein - es kommt eine neue Vorgabe in einer Verordnung und wir erfüllen das in der Sekunde. Wir haben uns durch alle möglichen Formen der Masken durchgekämpft und sorgen durch Abstandhalten, Plexiglaswände, Hygienemaßnahmen in den Zimmern, weniger Tische in den Restaurants und regelmäßige Personaltestungen für größtmögliche Sicherheit," betont die Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Michaela Reitterer.

Der Tourismus fällt um Jahrzehnte zurück

Die Zahl der gebuchten Übernachtungen sackte erstmals seit etwa 50 Jahren unter die 100-Millionen-Grenze. Gegenüber 2019 brachen die Buchungen um mehr als ein Drittel (35,9 Prozent) von 152,7 Millionen auf nur noch 97,9 Millionen Nächtigungen ein. Vor allem das Stadthotellerie-Geschäft, das zu Normalzeiten hauptsächlich von ausländischen Touristen lebt, ist quasi erloschen. Ohne staatliche Unterstützungsmaßnahmen als Überbrückung wäre für zahlreiche Betriebe das Licht längst endgültig ausgegangen. Die Hilfen, die letztlich von den Steuerzahlern geschultert werden müssen, reichen von Steuerminderungen (nur noch 5 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen, Getränke, Zimmervermietung, Kulturveranstaltungen, etc. bis Ende 2021), Steuerstundungen (Aufschub der Körperschaft- und der Einkommenssteuer), Umsatzersatz (bis zu 80 Prozent im November, 50 Prozent im Dezember 2020) bzw. Verlustersatz (bis zu 70 Prozent ab Jänner 2021) über Fixkostenzuschuss bis hin zur Kurzarbeit, die dieser Tage vorerst bis Ende Juni um weitere drei Monate verlängert wurde.

"Man muss so was langsam ausklingen lassen - in der Stadthotellerie wird das am längsten dauern. Das mit den Unterstützungen kann nicht abrupt aufhören, außer man will die Arbeitslosigkeit in die Höhe katapultieren", hält ÖHV-Sprecher Martin Stanits fest.

 Es gibt die Regierungsgelder, was in der Branche sehr goutiert wird, doch fließen die Zahlungen oftmals noch zu langsam, lautet die Kritik.

"Wir haben seit vier Monaten kein Einkommen und die Mitarbeiter haben nach einem Jahr Pandemie fünf Wochen Urlaub aufgebaut. Bei den Betrieben, wo es eindeutig war, hat bei den Hilfen alles funktioniert - bei den anderen geht es nun wirklich ums Eingemachte", verdeutlicht Reitterer die finanziell bedrängte Lage.

Fahrplan Richtung Öffnung

Sie selbst habe erst vor einer Woche das Geld vom Oktober bekommen, und diesen Montag das Geld vom November. Einen Hoffnungsschimmer auf eine Verbesserung der tristen Situation im Tourismus geben die allmählich verfügbaren Corona-Impfungen und die in der Bevölkerung zunehmende Akzeptanz von Covid-19-Tests. Damit könnte der Branche wieder frisches Leben eingehaucht werden. Neidvoll blicken die Hoteliers auf die körpernahen Dienstleister, die mittlerweile wieder Kunden empfangen dürfen. Reitterer zufolge, sei die Hotellerie nicht weniger "safe".

Kraus-Winkler kritisiert auch, dass es lange gedauert habe, bis die ersten Coronatests am Markt waren. Den Touristikern würde zuviel Durchhaltevermögen abverlangt. Die Wintersaison 2020/21 habe bis jetzt, Mitte Februar, de facto noch nicht einmal begonnen. Starttermin gibt es noch immer keinen, vielleicht zu Ostern. Die Regierung will die Infektionslage in eineinhalb Wochen erneut evaluieren. (APA/red)

"Die Hotels wollen endlich einen klaren Fahrplan in Richtung Öffnung, damit sie ihren Mitarbeitern eine Perspektive geben können", betonte die ÖHV-Präsidentin.

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Sandra Zurek

Autor/in:

Managing Director

Nach 10 Jahren ist Sandra Zurek zum Profi Reisen Verlag zurückgekehrt und zeichnet aktuell neben Vermarktung und Medienkooperationen auch für Redaktion verantwortlich.





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