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Condor will Schutzschirm ohne Investor verlassen

Das Unternehmen will das im April aufgelegte Schutzschirmverfahren verlassen, ohne einen neuen Investor präsentieren zu können. An seine Stelle würde bei Zustimmung der Gläubiger ein sogenannter Treuhänder treten, die SG Luftverkehrsgesellschaft. 

Das bisherige Management bliebe im Amt und ein erneuter Investorenprozess soll erst starten, wenn sich die Lage in der coronageplagten Luftverkehrsbranche wieder beruhigt hat. „Das kann in 12, aber auch erst in 36 Monaten der Fall sein", sagt eine Unternehmenssprecherin. Die Kabinengewerkschaft Ufo rechnet mit einer Entscheidung nicht vor dem Jahr 2025.

Ermöglicht wird der „Schwebezustand“ mit einem langfristigen Kredit der staatlichen KfW-Bank über 550 Mio. EUR. Mit ihm ist ein anderer, weit kürzer laufender Kredit abgelöst worden, der Condor eigentlich in den Schoß der polnischen Lot überführen sollte. Doch die Corona-Krise nötigte die übernahmewilligen Polen zu Ostern dazu, den vereinbarten Deal abzusagen.

Abgespecktes Flugprogramm

Condor startet mit 51 Flugzeugen und 4.200 Mitarbeitern in die neue Ära. Das Programm werde pandemiebedingt zunächst schmal ausfallen, denn Vorstandschef Ralf Teckentrup rechnee für den Winter nur mit einer Kapazität von 10 bis 15% des üblichen Angebots. Im Sommer wolle Condor bereits wieder 70% fliegen und die Beschäftigten nach Bedarf aus der Kurzarbeit zurückholen.

Condor fliege nach eigenen Angaben zu sehr wettbewerbsfähigen Kosten. Unter dem Schutzschirm, der mildesten Form deutscher Insolvenzverfahren, habe sich das Unternehmen in Eigenverwaltung von einigem Ballast befreit. So wurde die teure Firmenzentrale direkt am Frankfurter Flughafen gekündigt und ein neues Domizil im nahen Neu-Isenburg gemietet. Noch wichtiger seien die Sanierungs-Tarifverträge mit den Gewerkschaften Verdi, Ufo und Vereinigung Cockpit: Sie bringen deutliche Kostenvorteile und schließen bei einer schlimmen Entwicklung nicht einmal Entlassungen aus.

Treue Reiseveranstalter

Die wichtigen Reiseveranstalter haben der Condor in der Vergangenheit stets den Rücken gestärkt, weil sie nicht von den Konzernen Lufthansa und TUI abhängig sein wollen. Auch unter Corona-Bedingungen buchen die Touristiker in den wenigen verbliebenen Maschinen die Sitzplätze für ihre Pauschalreisen. „Condor ist für uns ein sehr verlässlicher Partner, mit dem wir weiterhin sehr eng zusammenarbeiten", sagt beispielsweise ein Alltours-Sprecher. Zum 31. Oktober hat Condor mit Varadero auf Kuba ein erstes Langstreckenziel wieder aufgelegt, mit angeblich sehr guter Buchungslage. (APA/red)


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