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VSV warnt vor Gutscheinen – Weitzer antwortet in Offenem Brief

Während Verbraucherschutzverein-Obmann Peter Kolba Reisegutscheine verhindern will, setzt sich Patrik Weitzer vehement dafür ein und reagiert mit einem Offenen Brief auf die Forderungen des VSV.


Der aktuelle wirtschaftliche Stillstand samt damit einhergehendem Einnahmenausfall trifft fast ausnahmslos jede Branche. Die Touristik allerdings muss derzeit zusehen, wie auch der Ertrag der bereits geleisteten Arbeit der vergangenen Monate sich in Luft auflöst. Da davon auszugehen ist, dass eine Normalisierung der Reiseströme noch Monate dauern wird, ist die Lage auch mit Aufhebung des „Social Distancing“ nicht schlagartig gerettet. Anders als beispielsweise Friseure, Zahnärzte oder Schuhgeschäfte, die innerhalb weniger Tage ihre Betriebe hochfahren können, werden Reisebüros und Veranstalter auch weiterhin mit Einreisesperren, Flug- und Reisestreichungen konfrontiert sein, selbst wenn Kunden die Isolationsphase mit verstärkter Reiselust kompensieren wollen.

Ausnützen der Lage?

Konsumentenschützer Peter Kolba, Obmann des Verbraucherschutzvereines VSV, warnt, dass „Gutscheine – anders als Pauschalreisen – nicht gegen Insolvenz abgesichert“ seien. Wer heute einen Gutschein akzeptiere, müsse damit rechnen, bei einer Insolvenz des Reiseveranstalters keinen Cent zu bekommen. Kolba kritisiert zudem, dass die ECTAA (European Travel Agents and Tour Operators Assoc.) sich bei der EU-Kommission für eine Änderung der Pauschalreise-Richtlinie einsetzt.

„Sie reden von Solidarität und nutzen den Zeitpunkt, um Verbraucherrechte massiv einzuschränken. Die Corona-Virus-Krise wird zunehmend auch genutzt, um Verbraucherschutz zurückzudrängen. Dem werden wir uns mit aller Kraft entgegenstemmen. Der VSV nimmt kein staatliches Geld und kann daher auch keinen Maulkorb umgehängt bekommen“, sagt Kolba in einer Aussendung.

Alle im selben Boot

Dass Reisebüros ein hohes Interesse an zufriedenen Kunden haben müssen, steht außer Frage. Angesichts der prekären wirtschaftlichen Lage geht es jetzt aber vor allem darum, bei Stornos eine Lösung zu finden, die umgesetzt werden kann. Es mangelt wohl nicht am Willen sondern einfach an der Liquidität. Eine Abänderung der Pauschalreiserichtlinie, die eine gesetzliche Basis für Gutscheine garantieren würde, könnte ja ebenso eine vorübergehende "Novellierung" aus gegebenem Krisenfall sein wie die Sonderregelungen zur Kurzarbeit oder zur Weitergabe von Daten zur Handy-Peilung. Wenn tatsächlich ein beträchtlicher Teil der rd. 10.000 Beschäftigten im Tourismus ihre Arbeit verlieren würden, würden viele von ihnen eben nicht mehr ins Restaurant gehen, ein neues Fahrrad oder Blumen für den Garten kaufen. Was wiederum die Betreiber des Restaurants, des Fahrrad-Geschäfts und der Gärtnerei zu spüren bekämen. Es sitzen also wirklich alle im selben Boot. Könnte auch hier der Staat einspringen und für die Reisegutscheine haften? (erp)

 

Offener Brief von Patrik Weitzer

Sehr geehrter Herr Dr. Kolba,

es ist an der Zeit, dass alle an einem Strang ziehen!

Auch der Reisebranche liegen die Verbraucherrechte am Herzen und es macht keinen Sinn, über die Presse Angst und Lagerbildung zu schüren.

Wir sollten zusammen Wege finden, die österreichische Reisebürobranche am Leben zu erhalten und im beiderseitigen Interesse auch alle Verbraucherrechte wahren.

Bastion für den Verbraucherschutz

Unternehmen müssen sich das aber auch leisten können und das österreichische Reisebüro ist seit Jahrzehnten eine Bastion für den österreichischen Verbraucherschutz. Es wäre spätestens jetzt an der Zeit, das zu betonen.

Wir müssen eine Lösung finden und in diesem Punkt das Pauschalreiserecht aufweichen. In anderen Ländern gelingt dies. Es ist nun an der Zeit, gemeinsam Lösungen zu finden, wie es auch die Sozialpartner derzeit schaffen.

Bedenken Sie, dass wir derzeit nicht nur keine Einnahmen haben, auch nicht in naher Zukunft, nein, unsere Branche muss derzeit auch Arbeitsleistung zurückreichend in den Herbst 2019 ertragslos stornieren.

Gemeinsam an Lösung arbeiten

Wir beschäftigen über 10.000 Mitarbeiter und ich fordere Sie als überzeugter Touristiker und Freund unserer Kunden auf, gemeinsam an einer akzeptablen Lösung zu arbeiten. Die Liquidität Vieler steht am Spiel und damit auch Rückzahlungen zur Gänze.

Gutscheine für Folgebuchungen auszugeben ist ein probates Mittel, das sogar zahlreiche Stammkunden derzeit anbieten.

Ich bitte Sie: Setzen wir uns an einen runden Tisch und arbeiten wir hier zusammen und heizen wir die angespannte Situation nicht an. Eine Lösung muss gerade Ihnen als Konsumentenschützer wichtiger denn je sein.

Unsere Branche steht am Abgrund und es ist nun Zeit FÜR und nicht GEGEN das österreichische Reisebüro gemeinsam zu sprechen! Hier ist und war der Kunde immer am besten aufgehoben. Ich hoffe, hier können Sie uneingeschränkt zustimmen!

Hochachtungsvoll und Ihre Arbeit wertschätzend

Ihr

Patrik Weitzer (von unterwegs)
Raiffeisen Reisen - Wien
GEO Reisen - Salzburg 
Geschäftsführung - C.E.O. RV-Touristik - München
PrimaTours - Burghausen
AtourO/TreffpunktSchiff - Ludwigsburg


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Foto: tip

Autor/in:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.





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