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ÖVT-Tagung: Der Euphorie müssen Anstrengungen folgen


Die TeilnehmerInnen der ÖVT-Tagung vor dem Schloss Ottenstein
Zum 42. Mal traf sich der ÖVT – Österreichischer Verein für Touristik – zur Generalversammlung, dieses Mal in Ottenstein im Waldviertel. Die Idylle des Waldviertels passte gut zu der Stimmung der Teilnehmer: Da das Geschäft brummt, herrscht Zufriedenheit. Sich in dieser Zufriedenheit zu sonnen, sei aber gefährlich, so ÖVT-Präsidentin Phillies Ramberger in ihrem Referat. Aber der Reihe nach.

Wie es das Vereinsstatut vorsieht, war die Feststellung der Beschlussfassung, die Entlastung des Vorstandes und die Rechnungsprüfung erster Programmpunkt der Tagung. Neben der Obfrau Ramberger wurden Sylvia Marek, Generalsekretärin, Neo-Kommerzialrätin und ÖVT-Kassierin Sabine Riedl (Optimal Reisen), Schriftführer Markus Martinek (Reisebüro Sato Tours) und sein Stellvertreter Harald Pree (hp consulting & marketing) von den Anwesenden ÖVT-Mitgliedern entlastet. Die Rechnungsprüfer Robert Stritzl (Allianz Partner) und der leider verhinderte Michael Federspiel (Intertravel) attestierten dem Verein eine ordentliche Geschäftsgebarung, bevor die Obfrau das Wort ergriff.

Alle müssen am Erfolg arbeiten

„Bei all der berechtigten Freude über die guten Zahlen im Winter, Frühling und Sommer erwarte ich keinen einfachen Herbst. Auch das vierte Quartal wird – ausgenommen der Weihnachtszeit – unsere Anstrengungen benötigen. Die Gründe dafür kennen wir alle – die Teuerung und natürlich den Personalmangel“, so Ramberger. Verantwortlich für die hohen Preise seien auch die fehlenden Flugkapazitäten. Sie appelliert an die Mitglieder, die KundInnen zu Buchungen zu animieren, da die Fluggesellschaften nach wie vor flexible Umbuchungsmöglichkeiten anbieten. Zuwarten bringe nichts, denn billige Last-Minute-Preise gehören der Vergangenheit an. Positiv sieht sie die Entwicklung der SAF (sustainable aviation fuel), die der Branche nachhaltigere Angebote ermöglichen.

Junge MitarbeiterInnen als Zünglein an der Waage

Auch wenn keine der anwesenden ReisebürobetreiberInnen aktuell über Personalmangel klagte, wird Ramberger bei diesem Thema emotional: „Wenn wir jetzt nicht alle dafür sorgen, Nachwuchs zu generieren, haben wir allerspätestens Ende 2024 ein Problem. Besitzer gehen in die Pension. Sie haben ein Leben lang mit der niedrigsten Marge weltweit gearbeitet und das Unternehmen schließt für immer. Und was passiert dann? Die KundInnen gehen an die Booking.coms der Welt verloren.“

Passend dazu präsentierte Ramberger auch eine Social-Media-Job-Offensive, die gemeinsam mit dem ÖRV gestartet wurde. Seit Jänner wurden über Instagram, Facebook und Tiktok mit Imagevideos drei Berufssparten im Tourismus beworben: Travel Management für Geschäftsreisen, der „klassische“ Reisebüromitarbeitende und der Job im Incentive- und Kongressreisen-Geschäft. Die Zwischenbilanz der Kampagne, für die etwas mehr als 8.000 EUR ausgegeben wurde zeigt, dass Interesse an den Berufen besteht. Wenig angesprochen fühlen sich jedoch die ganz Jungen und Männer – denn 91% der BewerberInnen waren weiblich. Insgesamt 1.201 Bewerbungen wurden von 533 einzelnen BewerberInnen abgegeben, das Durchschnittsalter betrug 38,3 Jahre.

Gute Zusammenarbeit

Diese Kampagne beweise einmal mehr, wie gut und produktiv die Zusammenarbeit zwischen den Verbänden ÖVT und ÖRV funktioniere, betonte Ramberger. Es sei sehr zu begrüßen, dass man auch nach den Herausforderungen der Pandemie mit den ganzen COFAG-Themen, weiterhin gemeinsam für eine positive Zukunft der heimischen Tourismusindustrie arbeite.

Eine außergewöhnlich gute Zusammenarbeit attestierte auch Ehrengast Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler mit Phillies Ramberger: „Sie kann schon lästig sein, aber ich bin froh darüber, und die Zusammenarbeit funktioniert wirklich gut. Phillies ist eine unglaubliche Kämpferin für die Branche!“ Kraus-Winklers Referat hatte dann auch die großen Themen wie Personalmangel, Nachhaltigkeit und Mobilität im Fokus.

Menschen wollen persönliche Beratung

„Die Reiselust der Menschen ist ungebrochen und das Reisebüro gehört mehr denn je zur ersten Anlaufstelle, wenn es um Urlaubsbuchungen geht. Es gibt jedoch auch im Reisebürosektor viele Veränderungen. Dabei spielt auch das Thema Nachhaltigkeit bei der Buchungsentscheidung unserer Gäste eine immer größere Rolle. Daher haben auch die Reiseunternehmen mittlerweile verstärkt das Nachhaltigkeitsthema in ihre Angebote integriert. Neue Technologien und Megatrends, wie die Digitalisierung, führen zu Herausforderungen im Reisebürobereich. Dies betrifft vor allem die Buchungsabläufe, die Kundenbetreuung durch die Reisebüro-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, stark digital ausgerichtete Marketingaktivitäten und die Optimierung von Verwaltungsabläufen. Die gute Buchungslage in den Reisebüros zeigt jedoch eindeutig, dass es den Menschen besonders wichtig ist, persönliche und individuelle Beratung vor Ort zu bekommen“, so Kraus-Winkler.

Technische Möglichkeiten für Erhalt der Mobilität

Zu den Aufgaben des Staatssekretariats für Tourismus gehöre auch, die Plattform bzw. Drehscheibe zu sein, um aktuelle Themen zwischen der Politik und der Branche zu managen und Lösungen für eine zukunftsfähige Tourismuspolitik zu finden. „Wir führen mindestens einmal monatlich einen Tourismus-Call, in dem wir feststellen, dass vor allem die Planbarkeit nicht mehr so ist wie früher. Teuerung, Energiekrise, Arbeitsmarkt machen es nicht einfacher, Tourismus zu leben. Neben Hotellerie, Gastronomie, usw. gehört auch die Reisebranche zu diesem eng verflochtenen Tourismussystem mit unterschiedlichen Playern, die alle voneinander abhängen. Nach Corona ist Veränderung die neue Normalität, vor allem im Verständnis der Gesellschaft für Arbeit, Erfolg, Leistung, Eigentum. Eine weitere Herausforderung für die Zukunft wird die Implementierung künstlicher Intelligenz im Reisebürobereich sein.“ Zur Mobilität meinte Kraus Winkler: „Ohne technologischen Fortschritt wird es nicht gehen, dass Mobilität für alle weiterhin möglich ist.“

Spannende Vorträge…

Der ÖVT-Kongress wartete aber noch mit weiteren interessanten GastrednerInnen auf. Julia Balatka, seit 25 mit ihrem eigenen Reisebüro und einem Reiseveranstalter - JB Travel - für nachhaltige Reisen aktiv, gab einen Überblick über verschiedene Umweltzeichen und Möglichkeiten, die eigenen Produkte nachhaltiger zu gestalten. Sehr viel Aufmerksamkeit zog Dipl. Soz. Univ. Nicolas Götz, Geschäftsführer der Adigi GmbH und der Nix-wie-weg GmbH auf sich, als er seinen „Superkollegen“ – ein KI-Tool – präsentierte. Der Superkollege übernimmt automatisiert viele Aufgaben entlang der Customer Journey. Ex-ÖVT-Obmann Harald Pree, der nun mit einer Beratungsagentur selbstständig und in den Vorstand des Vereins zurückgekehrt ist, gab einen Überblick über die möglichen Förderungen für die Büros und so genannte Skill Schecks, wo Ausbildungsmaßnahmen mit bis zu 80% der Kosten von der Öffentlichen Hand übernommen werden. Den nächsten Tag eröffnete ein Referat von Harald Hafner, Inhaber und Geschäftsführer hotmama – hospitality & tourism marketing management. Hafner präsentierte anhand von Grafiken und Matrizen die wichtigsten Punkte für erfolgreiches Kundenmanagement, während sich Mag. Maria-Luise Schöne, Arbeitspsychologin, über die Work-Life-Balance für UnternehmerInnen und  ArbeitnehmerInnen referierte. Last but not least präsentierte Martin Blum von Schmetterling Reisen die neuesten Entwicklungen über die Software-Lösungen Argus, Xena, Neo und Quadra.

…entspanntes Rahmenprogramm

Wie immer bei den ÖVT-Tagungen stand auch das Netzwerken im Mittelpunkt. Vor Beginn der Referate bildete das gemeinsame Mittagessen den perfekten Rahmen, das Wiedersehen – viele TeilnehmerInnen haben sich durch die Pandemie Jahre nicht gesehen – zu begehen. Am Abend wurde es ritterlich: In der Burg Ottenstein, ein imposantes Bauwerk, deren älteste Teile aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammen, wurde ein mittelalterliches Abendmahl serviert, begleitet von passender Musik und spannenden wie amüsanten Hintergrundinformationen. Im Anschluss daran klang der Abend in der Kegelbahn des Hotel Ottenstein sportlich aus. Das Ende der erfolgreichen Tagung markierte eine Bootsfahrt am Ottensteiner Stausee.


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Foto: privat

Autor/in:

Redakteur / Managing Editor

Dieter ist seit fast 25 Jahren wichtiger Teil des Profi Reisen Verlag-Teams. Fast jedes geschriebene Wort, das die Redaktion verlässt, geht über seinen Schreibtisch.





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