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Ebola - Das neue Schreckgespenst

Derzeit geistert ein Schlagwort quer durch alle Medien: Ebola.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben sich bis jetzt mehr als 13.500 Menschen mit dem Virus infiziert und knapp 5.000 starben bislang an der Krankheit. Nur zum Vergleich: Grippeviren raffen jährlich rund 300.000 Erkrankte dahin und Tollwut ca. 50.000 pro Jahr. So schlimm also der Virus für die betroffenen Regionen und Menschen auch ist, relativiert sich das im Vergleich mit der Ebola-Statistik.

Aufklärung und eine besonnene Berichterstattung sollten das Gebot der Stunde sein. Zu den Fakten. Wo verbreitet sich das Virus überhaupt? Hauptsächlich betroffen sind die Westafrikanischen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone. Die angrenzenden Länder Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea-Bissau und Mali sind daher grundsätzlich als gefährdet einzustufen. Vereinzelte Fälle traten bisher durch Personen, die aus Ebola-Staaten eingereist sind, in den USA und in Spanien auf. Senegal und Nigeria gelten mittlerweile wieder als Ebola-frei, da seit mehr als 40 Tagen kein neuer Fall bekannt wurde.

Differenzierung, ohne das Problem zu verharmlosen, ist angesagt: Das Ebola-Virus beschränkt sich, bezogen auf die riesige Fläche Afrikas, auf eine kleine Region. Man bedenke jedoch, dass es sich hier um einen Kontinent mit 54 Ländern handelt und der eine Fläche von mehr als 30 Mio. km² umfasst. Für viele Reisende allerdings ist, nicht zuletzt aufgrund der teils aufgebauschten medialen Berichterstattung, ganz Afrika betroffen. Folge davon sind Rückgänge der Buchungszahlen bei Veranstaltern, Airlines und touristischen Anbietern in Ländern, die weit weg von den Ebola-Gebieten liegen.

Grenzen dicht

Die weltweiten Reaktionen auf Ebola fallen unterschiedlich aus. Teilweise werden an Flughäfen sogenannte Screenings vorgeschrieben, die Temperatur wird gemessen und Fragebögen sind auszufüllen, wie z.B. in London, Paris oder mehreren US-Airports wie New York, Washington oder Chicago. Kanada und Australien verweigern die Einreise aus Risikogebieten gänzlich. Nordkorea geht noch einen Schritt weiter und schreibt für alle Einreisenden eine Quarantäne von 21 Tagen vor. Österreich schottet sich nicht ab, gibt es doch auch keine direkten Flüge in die gefährdeten Gebiete und somit auch keine notwendigen Maßnahmen. Am Flughafen ist man mit dem Bundesministerium für Gesundheit in Kontakt, um auf etwaige Änderungen rasch reagieren zu können. Mehrsprachige Infoblätter, platziert an verschiedenen Stellen, klären die Reisenden zum Thema Ebola auf.

Aufklärung ist das A & O

Laut Kim Daenen, Pressesprecherin von Brussels Airlines, hält die Fluglinie auch weiterhin ihre Verbindungen in die betroffenen Gebiete aufrecht. Derzeit werden die Flüge zu 90% von Hilfsorganisationen genutzt, was schon allein Grund genug ist, die Routen nicht einzustellen. Privatpersonen würden zurzeit so gut wie nicht buchen, auch biete Brussels für Stornos in Westafrika eine 100%-ige Refundierung an.

Gallus Haidle, Manager Marketing & Communication Continental Europe South African Airways, berichtet von rückläufigen Vorausbuchungen, kann aber noch keine konkreten Zahlen nennen. SAA fliegt jedoch auch nicht in die direkt betroffenen Gebiete.

Jochen Jedek, Geschäftsführer der Jedek Group, „leidet“ mit den Destinationen in Ost- und Südafrika, die die Auswirkungen der Ebola-Krise deutlich zu spüren bekommen. Vor allem Ostafrika verzeichnet einen enormen Buchungsrückgang. Derzeit ist Gesamtafrika bei Jedek Reisen von einem Minus von rund 18,5% bei den Vorausbuchungen betroffen.

Ernst Wallner, Inhaber von Namibia Life Travel, einer Incoming-Agentur mit Sitz in Windhoek, klagt trotz großer Sicherheitsvorkehrungen bei der Einreise nach Namíbia - jeder ankommende Gast am Flughafen wird gescannt - über Einbrüche von rund 50%. Auch seien alle direkten Flugverbindungen mit den gefährdeten Ländern eingestellt worden. Seine Bitte an alle Afrika-Veranstalter und Reisebüromitarbeiter: Neben dem Verkauf sollte vor allem die Aufklärung und Beratung im Fokus stehen.

Lathifa Sykes, Geschäftsführerin des Verbandes "Hotels Association of Tanzania" berichtet der Deutschen Welle von einem Rückgang der Anfragen und Buchungen von 30 bis 40%. Auch ihr liegt Aufklärung am Herzen.

"Wir müssen den Reisenden klar machen, dass wir Ebola nicht auf die leichte Schulter nehmen und ihre Ängstenicht ignorieren. Tansania arbeitet hart daran, Ebola fernzuhalten. Unser Land ist sicher für Touristen. Menschen, die aufgeklärt sind, kommen auch weiterhin zu uns", so Sykes.
Frankfurt näher an Ebola als Südafrika

Der deutsche Afrika-Reiseveranstalter Venter Tours bietet seinen Kunden ab sofort die Möglichkeit, kostenfrei von einer gebuchten Reise zurückzutreten bzw. die Reise auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben, sollte durch die WHO ein Krankheitsfall in dem jeweiligen Land bestätigt werden. Diese Regelung gilt auch, wenn keine Reisewarnung ausgeschrieben wird.

“Wir möchten dem Kunden nicht nur die Angst vor eventuellen Stornokosten bei Reiserücktritt nehmen, sondern mit dieser Maßnahme vor allem zeigen, dass wir einen Ebola-Ausbruch in den von uns angebotenen afrikanischen Reisezielen für sehr unwahrscheinlich halten. In diesen Ländern werden hohe Sicherheitsmaßnahmen bereits bei Einreise an den Flughäfen getätigt, zum Teil sind diese viel intensiver als beispielsweise am Frankfurter Flughafen, der von der Distanz her dichter an der Ebola-Ausbruchszone liegt als Südafrika mit Johannesburg und Kapstadt”, so die Unternehmensinhaberin Katja Venter.

Hier noch einige Fakten zur Aufklärung.

Ansteckungsgefahr:

Die Übertragung von Ebola erfolgt durch direkten Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten (z.B. Speichel, Urin, Stuhl, Samenflüssigkeit) von lebenden oder toten infizierten Menschen oder wildlebender Tiere (Affen, Fledermäusen, Waldantilopen). Eine Ansteckung ist auch durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer erkrankten Person bis zu drei Monate nach Genesung möglich.

Krankheitssymptome:

Symptome einer Ebola-Erkrankung zeigen sich zwei bis 21 Tage nach Ansteckung mit plötzlichem Fieberanstieg, Muskel-, starken Kopf- und Bauchschmerzen. Das nächste Stadium der Erkrankung wird von Erbrechen, Durchfall, Ausschlag und einer Leber- und Nierenfunktionsstörung begleitet. In manchen Fällen kann es auch zu starken inneren und äußeren Blutungen und einem Multiorganversagen kommen. Der Patient ist erst ansteckend, sobald die ersten Symptome auftreten.

Verhaltensregeln des BM für Gesundheit:

- Reisende sollten jeden Kontakt zu Erkrankten vermeiden

- Vermeidung von direktem Kontakt mit Blut oder Körperflüssigkeiten von Patienten oder Leichen und mit möglicherweise kontaminierten Gegenständen

- Möglichst kein Kontakts mit – lebenden oder toten – Wildtieren und kein Verzehr von "Buschfleisch"

- Keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer erkrankten Person bis zu drei Monate nach deren Genesung

- Regelmäßiges Händewaschen mit Seife oder Desinfektionsmittel

- Orte, an denen sich Fledermäuse aufhalten könnten, sollten gemieden werden

- Beim Verreisen in die Seuchengebiete sollte man auf allfällige Symptome achten und beim geringsten Verdacht einen Arzt konsultieren

- In Gesundheitseinrichtungen der betroffenen Länder besteht ein erhöhtes Risiko, an Ebola zu erkranken. Es wird angeraten, sich einerseits über geeignete Gesundheitseinrichtungen im Land bei einheimischen Freunden, Kollegen oder Verwandten zu informieren und andererseits sicherzustellen, dass die Reiseversicherung im Falle einer Erkrankung oder eines Unfalls die Kosten für den erforderlichen Rücktransport übernimmt. (red)

 


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Autor/in:

Redakteurin / Senior Editor

Klaudia Wagner, seit 2002 im Tourismus tätig, verstärkt das Team seit August 2014. Neben Reisen steht Sport mittlerweile ganz oben auf der Liste.





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