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MartiGo: Von Favoriten in die ganze Welt
Rund um die Reisebüros Marti und Akin haben drei Freunde aus Kindheitstagen eine Reihe von Unternehmen aufgebaut, die international tätig sind. Der jüngste Coup ist ein OTA, der dank Google Flights Flugtickets in aller Welt verkauft.
Begonnen hat die Erfolgsgeschichte in den 1980er Jahren in Wien. Die Väter von Kürsad Bicakci und Volkan Akin betrieben eigene Reisebüros im ganzen Stadtgebiet, vorwiegend für den „ethnischen Verkehr“. Türkische Gastarbeiter reisten damals fast ausschließlich über Land mit Fernbussen in die Heimat. Als Anfang der 1990er Jahre der Krieg am Balkan ausbrach, war der Landweg unterbrochen und die Reisen mussten per Flugzeug durchgeführt werden. Das Geschäft mit Flugtickets in den Reisebüros boomte. Kürsad Bicakci und Mansur Yilmaz hatten sich inzwischen angefreundet und machten gemeinsame Sache. 2015 kam Volkan Akin dazu. So entstanden Marti Reisen und Akin Travel. Heute halten die drei Freunde an den verschiedenen Firmen, die ursprünglich unter der Dachmarke Dove Touristik angesiedelt waren, jeweils ein Drittel. Zu einer Zeit, als der Begriff „Cross Marketing“ nur Insidern bekannt war, erfassten Akin, Bicakci und Yilmaz, welcher Mehrwert sich damit erzielen lässt.
Cross Marketing-Pioniere
Um die MitarbeiterInnen in ihren Reisebüros in der Nebensaison bei Laune zu halten, kauften die drei Wiener Abonnements von Digitürk, dem türkischen Fußball-TV-Sender. In einem nächsten Schritt übernahmen sie die Vertriebsrechte für Österreich und verkauften - längst nicht nur - den Reisebüro-KundInnen auch Digitürk-Abos. „Heute halten wir weltweit einen Anteil von 55%, wir verkaufen online in der ganzen Welt“, erklärt Yunus Yokus, Managing Director von MartiGo.
Ein weiteres Unternehmen der Gruppe ist „Avusturya Cenaze Fonu“, ein Bestattungsunternehmen. Für die Überführung von Särgen bzw. Urnen wurde eine eigene Cargo-Lizenz erworben. Angeboten wird ein Tür-zu-Tür-Service, also Abholung des Verstorbenen im Krankenhaus, Transport per Flugzeug und weiter bis inHeimatdorf. Eine Dienstleistung, auf die Familien aus der Türkei, aus Bosnien, Syrien, Aserbaidschan und vielen anderen Ländern gerne zurückgreifen. Der Nebeneffekt: Zu einem Begräbnis reist oft die ganze Familie, mit dem Flugzeug. Die Tickets dafür werden bei Marti Reisen oder Akin Travel gekauft.
Eine weitere Schiene, die unzählige Kontaktpunkte bietet, sind die drei Restaurants, die alle in der Nähe der Quellenstraße in Wien-Favoriten liegen: Damak, auf Deutsch „Gaumen“, das Restaurant. Damak2go für Fastfood und Damak Streetfood. Im Eingangsbereich, auf Zuckersackerln und Papierservietten - das MartiGo-Logo ist überall präsent. Dank des riesigen Kundenstammes sei das Restaurant vom ersten Tag an ein Erfolg gewesen, erzählt Yunus Yokus.
Der Schritt zum OTA
2016 wurde die Basis für MartiGo gelegt. „Der Plan war, die türkische Community in ganz Europa abzuholen mit dem Online-Portal für Flüge in die ganze Welt“, erklärt Yokus, der früher u.a. bei Turkish Airlines und Sabre gearbeitet hat. Die drei Unternehmer haben Yokus geholt, weil sie sich - eigentlich - aus dem Tagesgeschäft zurückziehen wollten. „Aber daraus wird nichts, sie können die Finger nicht davon lassen“, lacht Yokus und fügt hinzu: „Sie haben seit ihrer Kindheit Flugtickets verkauft.“
Die erste Version des angedachten Flugportals hob nicht ab. Die ProgrammiererInnen kannten sich im Fluggeschäft nicht aus, die Reisebüro-ExpertInnen nicht mit der IT. 2019 erfolgte daher ein weiterer Versuch: Marti stellte eigene ProgrammiererInnen ein, die gleich in das Airline-Geschäft eingeführt wurden. So konnte alles selbst gebaut und alle Anforderungen berücksichtigt werden. 2021, mitten in der Pandemie, erfolgte der Launch von www.martigo.at. Die ersten Flüge wurden verkauft. Brand Awareness für MartiGo wurde mit Cross Marketing aufgebaut. Bei Fußballübertragungen via Digitürk wurde das MartiGo-Logo vorgeschaltet. Der Durchbruch gelang allerdings erst Ende 2022, als Google Flights den Zugang zum Meta Search-Kanal freigab. „Dafür braucht es bestimmte Kriterien: lokale Support-Nummern, Preise in der jeweiligen Landeswährung, die jeweilige Landessprache usw.“, erläutert Yunus Yokus.
Verzehnfachung des Umsatzes
Der erste Markt war Deutschland, erst dann folgten Österreich und die Schweiz. Heute ist MartiGo in 68 Ländern aktiv. Österreich ist dabei der kleinste Markt. „Wir verkaufen auch in Argentinien Tickets“, fügt er hinzu. Umsatzmäßig liegt MartiGo laut Yokus unter den Top 5 in Österreich. Genaue Zahlen will er nicht nennen. "Aktuell bewegen wir uns in einem mittleren, zweistelligen Millionen-Bereich. In drei bis vier Jahren ist eine Verzehnfachung des Umsatzes realistisch. Wenn alles gut geht“, zeigt er die Ambitionen von MartiGo auf.
Als USP streicht Yokus den kostenlosen 24/7-Service hervor. „Unsere Hotline ist rund um die Uhr besetzt. Wir bieten die Sprachen Englisch, Deutsch, Türkisch, Arabisch und Tagalog. Das haben andere OTA in diesem Ausmaß nicht.“ Möglich wird das durch 13 Support-MitarbeiterInnen, von denen acht auf den Philippinen leben und arbeiten. Das gesamte Team von MartiGo besteht aus 33 Mitarbeitenden.
Wichtigster GDS-Partner ist Sabre. Mit vielen Airlines gibt es aber auch Direktanbindungen, nicht zuletzt wegen NDC. Seit Anfang April kann der NDC-Content von rund 40 Airlines über Sabre ausgespielt werden. „Das macht viel Mehrarbeit“, weiß Yokus und: „Die Airlines wollen nicht vergleichbar sein. Wir müssen sie vergleichbar machen.“ KundInnen, die über Meta-Searcher buchten, seien meistens NeukundInnen. Davon soll jede bzw. jeder achte zu einer Stammkundschaft gemacht werden. „In der Regel betragen die Preisunterschiede der verschiedenen OTA nur ein paar Euro. Der Service macht den Unterschied,“ weiß Yokus. Die Investitionen in MartiGo belaufen sich auf einen mittleren, einstelligen Millionenbereich. „Wir hoffen, dass wir dieses Jahr den Break Even für MartiGo erreichen,“ fügt Yunus Yokus hinzu. (red)
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Autor/in:
Julia Trillsam
Redakteurin
Julia Trillsam hat Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien studiert. Jetzt ist sie bereit, die Welt zu bereisen. Je sonniger die Destination, desto schneller sind ihre Koffer gepackt.
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30 April 2025
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