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Burgenland Tourismus: GF Didi Tunkel im Gespräch


Burgenland Tourismus-Geschäftsführer Didi Tunkel
Die Umstrukturierung von Burgenland Tourismus. Nachhaltigkeitszertifikate für drei Tourismusregionen mit 171 Gemeinden. Die Wahrnehmung als gesamte Destination. Ein Fokus auf Weintourismus. Der Ausbau von Campingangeboten. Ein Burgenland-Shop in einem Outlet-Center. Didi Tunkel zieht nach fünf Jahren als Geschäftsführer Bilanz.

tip-online: Du hast vor fünf Jahren die Geschäftsführung bei Burgenland Tourismus übernommen. Was hat sich seitdem geändert?
Dietmar Tunkel: Wir haben Burgenland Tourismus ordentlich umgebaut zu einer funktionierenden Super-Organisation. Ich habe am 1. September 2020 begonnen. Einer der ersten Schritte war, die Tourismusstruktur von zwölf auf drei Tourismus-Regionen zu reduzieren. Im Nachhinein betrachtet hat sich das voll ausgezahlt. Die Burgenland Tourismus GmbH selbst, ist jetzt wie ein privatwirtschaftliches Unternehmen aufgestellt.

Kannst du dazu ein Beispiel nennen?
D. T.: Ja. Wir haben privatwirtschaftliche Regelungen und Strukturen eingeführt, ein Organigramm mit einem Super-Team. Teilweise habe ich Leute aus meiner alten Welt (Anm.: als Matura- und Eventreisen-Veranstalter) mitgenommen. Zum Beispiel Thomas Wagner im Bereich IT. So konnten wir in kurzer Zeit die landesweite, einheitliche Burgenland Card und auch das digitale Gästemeldesystem umsetzen. Wir sind das einzige Bundesland mit einer Card, die flächendeckend für den öffentlichen Verkehr gilt. Auch „die Burgi“, der digitale Concierge auf dem Handy ist ziemlich einzigartig.

Qualität setzt sich durch

Wie verläuft die Saison bisher?
D. T.: Durch das digitale Meldewesen haben wir immer tagesaktuelle Zahlen. Im Juni hatten wir bei den Übernachtungen ca. 13% Plus gegenüber dem Vorjahr. Im ersten Halbjahr lagen wir 2,2% über dem Vergleichszeitraum 2024. Vergangenes Jahr haben mir mit 3,3 Mio. Nächtigungen den bisherigen Rekord erzielt. Der Juli war wetterbedingt durchwachsen. Heute ist alles sehr kurzfrist-getrieben. Mit Ende Dezember wünsche ich mir ein Plus zum Vorjahr. Aber ich kenne natürlich auch die Herausforderungen der Branche. Der Wetterbericht ist auch in den anderen Bundesländern ein Instabilitätsfaktor. Allerdings: Qualität setzt sich immer durch, das ist nicht mehr so wie in den 1990er Jahren. 

Das Burgenland ist nicht nur online sehr präsent, sondern auch offline….
D. T.: Stimmt. Wir haben vor Kurzem in Parndorf im Outlet-Center einen „my burgenland -Shop“ eröffnet. Das Angebot umfasst regionale Gastronomie und Produkte. Von jährlich 7,2 Mio. Besuchern in Parndorf haben dadurch 6,5 Mio. Kontakt mit der Marke Burgenland.
Zudem haben wir im Juli als ganzes Bundesland, also alle drei Tourismusregionen, die Nachhaltigkeitszertifizierung erhalten, und das gleich doppelt: das TourCert-Siegel und das Österreichische Umweltzeichen für Destinationen. Auch da sind wir einzigartig in Österreich. Dieses Thema wird immer wichtiger, auch bei den Jungen. Bisher gab es acht nachhaltigkeitszertifizierte Regionen mit 48 Gemeinden in ganz Österreich. Im Burgenland haben wir unsere 3 Regionen mit allen 171 Gemeinden in 14 Monaten fit gemacht für gleich zwei Auszeichnungen. Für TourCert haben wir uns entschieden, weil Deutschland ein wichtiger Markt für uns ist.

Welches sind eure wichtigsten Quellmärkte?
D. T.: 78% unserer Gäste kommen aus Österreich. Das bringt uns 2,6 Mio. Nächtigungen. Insgesamt verzeichneten wir 2024 3,286 Mio. Nächtigungen. 402.000 davon entfallen auf Deutschland, 54.000 auf Ungarn. Mit einem ausgebauten Angebot in den Bereichen Camping, Natur und Rad wollen wir u.a. mit den Niederlanden einen neuen Markt ansprechen.

Wir sind weit entfernt von Overtourism

Du hast vorhin erwähnt, dass du weitere Steigerungen anpeilst – lässt sich das mit dem Nachhaltigkeitsaspekt vereinbaren?
D. T.: Das geht gut. Wir sind weit entfernt von Overtourism. Auf das Burgenland entfallen ganze 2% aller Nächtigungen in Österreich. Da gibt es noch Potenzial.

Auch in der Vermarktung seid ihr neue Wege gegangen…
D. T.: Zum einen mit unserer Werbekampagne mit Nicholas Ofczarek. Zum anderen waren wir 2024 bei insgesamt 115 Veranstaltungen in Österreich und Süd-Deutschland präsent. Gefühlt ist die „burgenländische Sonne“ überall vertreten. Ich hab das Glück, dass der Landeshauptmann, Hans Peter Doskozil, auch der Tourismusreferent des Burgenlands ist. Das führt zu sehr kurzen Entscheidungswegen. Er bringt sich auch selbst mit kreativen Ideen ein, dann will er die Umsetzung sofort (lacht).

Das Angebot für die Wintersaison war bisher vernachlässigbar – auch da habt ihr nachgelegt…
D. T.: Ja, bisher gab es außer in den Thermenregionen keinen nennenswerten Winter-Tourismus. Letztes Jahr haben wir mit dem „Winterwunder Mörbisch“ die weltgrößte Weihnachtskrippe auf die Seefestspielbühne gebaut, samt Projektionsshows, Lichtermagie und Adventzauber. Das lässt sich auch als touristisches Paket gut vermarkten. Wir hatten 28.000 Besucher! Am 22. November startet die zweite Auflage.

Der Klimawandel ist ein Thema

Worin siehst du noch weitere Herausforderungen?
D. T.: Das Kostensteigerungs- und Mitarbeiterthema sowie die Betriebsnachfolge. Auch der Klimawandel ist ein Thema. Im Burgenland bringt das den Vorteil, dass mehr in die Vor- und Nachsaison investiert wird. Wir haben am Geschriebenstein, dem höchsten Berg im Burgenland, Mountainbike-Trails errichtet, die Einzigen in Österreich, die auch im Winter befahrbar sind. Das klingt alles sehr erfolgreich.

Was ist in den vergangenen fünf Jahren für dich weniger gut gelaufen?
D. T.: In Summe ist die Entwicklung sehr positiv. Ich bin zufrieden. Mir geht nur immer alles zu langsam. 

Dein Vertrag wurde gerade für fünf weitere Jahre verlängert. Was steht auf der Agenda in deiner zweiten Periode als Geschäftsführer von Burgenland Tourismus?
D. T.: Ich möchte noch weiter ausrollen und auf gesunde Beine stellen, was wir begonnen haben. Die Projekte sollen sich weiterentwickeln. Ich fühl mich wohl mit meiner Aufgabe, ich bin angekommen.

Gibt es schon konkrete Pläne, die du verfolgst?
D. T.: Wir haben zwei große Themen. Die Camping-Offensive. Da sehe ich ein Riesen-Potenzial. Mit der Nachhaltigkeit wollen wir auf dieser Basis weiterarbeiten, mit einem Fokus auf Naturtourismus. Die Camping-Strategie ist legistisch „state of the art“. Bisher ist die Quantität schon ok, aber hierbei gibt es noch Luft nach oben. Ich hätte gerne zwei neue 4-Sterne-Camping-Plätze. Wir starten eine Initiative mit kleinen Campingplätzen oder auch, dass Camper direkt bei Winzern einen Stellplatz haben. Das möchte ich gerne noch ausbauen. Das zweite Thema ist der „Erlebnisberg Geschriebenstein“. Mit seiner Lage zwischen Mittel- und Südburgenland ist er prädestiniert nicht nur für Mountainbiken, sondern auch für Camping, Wandern und andere touristische Projekte.

Burgendland ist nicht nur Neusiedler See

Man hat den Eindruck, der Neusiedler See spielt bei der Vermarktung inzwischen eine geringere Rolle – täuscht das?
D. T.: Super, dass du das so wahrnimmst. Wir haben auch zwei andere Regionen, die wir in den Vordergrund stellen wollen. Burgendland ist nicht nur Neusiedler See.

Heißt das, dass die Gäste inzwischen auch andere Produkte suchen, nicht nur Baden am Neusiedler See?
D. T.: Richtig. Es gibt eine Verschiebung bei der Nachfrage. Daher haben wir auch die Weintourismus-Offensive gestartet. 24%der Gäste kommen schon wegen dem Wein. Auch Kulinarik ist im Burgenland ein großes Thema. Früher ging es fast ausschließlich um Surfen, Segeln, Baden. Das „Meer der Wiener“ eben. Jetzt haben wir uns als gesamte Destination etabliert.

Das Gespräch führte Elo Resch-Pilcik


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Foto: privat

Autor/in:

Redakteur / Managing Editor

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