| news | veranstalter

FTI: Amtsgericht eröffnet Insolvenzverfahren


FTI Group
Drei Monate nach Bekanntgabe der Pleite wurde das Insolvenzverfahren nun offiziell eröffnet. Damit ist klar: Der drittgrößte Reiseveranstalter Europas ist nicht mehr zu retten.

Das Amtsgericht München hat das Insolvenzverfahren über die beiden Kerngesellschaften FTI Touristik und BigXtra Touristik mit Anfang September eröffnet. Der insolvente Reisekonzern habe laut Aussendung Schulden in Höhe von 1 Mrd. EUR angehäuft und wird nun abgewickelt. Die meisten der schätzungsweise 350.000 Gläubiger seien Pauschalreisende, die ihre Vorauszahlungen vom Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) zurückbekommen sollen. Auch österreichische Reisende sind über den DRSF abgesichert.

Anders sieht es laut Insolvenzverwalter Axel Bierbach für rund 2.500 Hotels, für Reisebüros, Fluggesellschaften, Banken und für den deutschen staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) aus. Der WSF gehöre dem deutschen Bund und hatte Europas drittgrößtem Reisekonzern FTI während der Corona-Pandemie rund 600 Mio. EUR geliehen. Wie viel Geld die Gläubiger eines Tages bekommen werden, sei völlig offen.

Aus für rund 700 MitarbeiterInnen 

Mit dem Auslaufen des Insolvenzgeldes und der Verfahrenseröffnung erhalten nun auch rund 700 MitarbeiterInnen von FTI und Big Xtra die Kündigung: "Knapp 600 Mitarbeitenden müssen wir leider zum 1. September 2024 kündigen", bedauert der Insolvenzverwalter. 130 weitere Mitarbeitende bleiben bis auf Weiteres für die Abwicklung an Bord. Hier gehe es vor allem um die Buchhaltung, die IT und um Shared Services, die die Zentrale weiter für Auslandsgesellschaften von FTI erbringe. Aber auch sie werden sukzessive ausscheiden. "Zum Jahresende wird der Betrieb dann stillgelegt", erklärt Bierbach. Immerhin: 320 von den mehr als 1.000 Beschäftigten in Deutschland hätten bereits neue Stellen gefunden - unter anderem bei Konkurrenten wie TUI, DER oder Jochen Schweizer. 

Von den weltweit 11.000 FTI-MitarbeiterInnen sind heute noch 7.500 in Hotels vor Ort beschäftigt, deren Geschäftsbetrieb uneingeschränkt weiterläuft.

Verkauf von Hotels & Tochterunternehmen

Das Vermögen der FTI-Gruppe bestehe laut Bierbach vor allem aus 54 Hotels mit 12.000 Zimmern, die FTI gehören oder langfristig geleast hat. All diese Häuser laufen, bis auf eine Ausnahme, weiter und sollen verkauft werden. Es gebe einige Interessenten, die Verhandlungen seien zum Teil schon fortgeschritten, sagt der Insolvenzverwalter dazu.

Von den 110 FTI-Tochterunternehmen wurden einige Unternehmen mit mehreren hundert MitarbeiterInnen bereits verkauft, darunter der Luxusreisenanbieter Windrose, das Service-Center Erf24 in Erfurt und das Online-Portal 5vorFlug.

Erste Gläubigerversammlung im November 

Am 20. November findet die erste Gläubigerversammlung in München statt. "Ich glaube, da werden nicht viele kommen", sagt Bierbach: Die meisten der 350.000 Gläubiger hätten gegenüber dem Insolvenzverwalter nicht so hohe Forderungen, dass sich die Anreise lohne. "Die gesamte Abwicklung wird Jahre dauern", sagt Bierbach. "Das ist ein Marathon."

Rund 175.000 Reisende hatten ihre Reise bereits ganz oder teilweise bezahlt. So kurz vor den Sommerferien scheiterte der Versuch, sie auf andere Veranstalter umzubuchen. Das Geld für die Pauschalreise bekommen sie vom DRSF - das betreffe 90% der UrlauberInnen. Manche PauschalurlauberInnen hatten aber zum Beispiel einen Ausflug dazu gebucht. Das dafür bezahlte Geld ersetzt der DRSF nicht, die Forderung kann aber beim Insolvenzverwalter angemeldet werden.

Auch Kunden, die Einzelleistungen bei FTI gebucht haben, können ihre Forderung zur Insolvenztabelle anmelden. Der Insolvenzverwalter appelliert aber an die KundInnen, zunächst die Erstattungswege über den DRSF und Zahlungsdienstleister zu nutzen und nicht mehrere Anträge gleichzeitig zu stellen, um das Verfahren nicht zu blockieren.

Reisebüros erhalten ihre Provision in der Regel erst nach Abflug der Kunden. Wie das ist, wenn der Abflug gar nicht stattfand und womöglich gar kein Schaden entstand, weil das Reisebüro den Urlaubern stattdessen eine andere Reise verkaufte, müsse auch geprüft werden, sagt Bierbach. (APA / red) 


  fti, insolvenz, fti-insolvenz, insolvenzverfahren, amtsgericht, gläubiger, drsf


Der Artikel hat Ihnen gefallen? Wir freuen uns, wenn sie diesen teilen!





Foto: privat

Autor/in:

Redakteurin

Julia Trillsam hat Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien studiert. Jetzt ist sie bereit, die Welt zu bereisen. Je sonniger die Destination, desto schneller sind ihre Koffer gepackt.





Advertising




Tägliche Touristik News für Reisebüro Agents, Counter, Veranstalter, Fluglinien, Kreuzfahrten
Copyright © für alle Artikel: tip / tip-online.at & Profi Reisen Verlagsgesellschaft m.b.H.