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Erst denken, dann reden!

„Einseitig“ bezeichnet Franz Hörl, WKO-Seilbahnenchef, Tourismussprecher der ÖVP sowie Hotelier, die Berichterstattung der Medien in Bezug auf Seilbahnen. „Kurzsichtig“ bezeichnet die Reisebranche – die eben deutlich umfassender als der reine Österreich-Tourismus ist – die Aussage des streitbaren Zillertalers.

Nun gehört es zwar zu den Aufgaben eines Interessensvertreters, für seine Branche die Trommel zu rühren und möglichst viel Aufmerksamkeit zu generieren. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn eine Person in öffentlicher Funktion – und nicht nur dort - erst denken und dann reden würde.

Hörl hat zwar richtig erkannt, dass die vielzitierte „letzte Meile“ bei An- und Abreise an den (Ski)Urlaubsort eine große Hürde bei der CO2-Reduktion darstellt. Gleichzeitig übersieht er ganz großzügig, wie viele der Gäste in Tirol – Sommer wie Winter – mit dem eigenen PKW anreisen, aus Österreich ebenso wie aus Deutschland, aus Tschechien und aus Ungarn. Aus Rumänien aktuell bekanntlich weniger, aber das zumindest kann man Hörl nicht anlasten. Auch die zahlreichen (Ski)Reisenden aus Großbritannien, Skandinavien und – bis 2021 auch aus Russland und der Ukraine – setzen nicht auf die nachhaltige Bahn, sondern sind auf Flüge angewiesen. Anscheinend darf man, so die Prämisse des Kämmerers, für einen regional-populistischen Rundumschlag schon mal auf ein paar Fakten vergessen. Peinlich nur, dass Hörl nicht nur die Seilbahn-Wirtschaft vertritt, sondern auch als Tourismussprecher der ÖVP agiert. Nach den monatelangen Verhandlungen um Aufwandsentschädigungen in der Pandemie sollte es sich doch auch zu einem Parlamentsabgeordneten im fernen Tirol durchgesprochen haben, dass „Tourismus“ nicht nur Reisen innerhalb und nach Österreich umfasst, sondern auch Reisbüros und Veranstalter, die vorwiegend Touren ins Ausland vermarkten. Somit sitzen alle im gleichen Boot und würden unter einem Werbeverbot für Flugreisen, das ja dann vermutlich in der ganzen EU oder auch darüber hinaus aufrecht wäre, leiden.

Auch ist es unsinnig, einen Verkehrsbereich gegen einen anderen ausspielen zu wollen. Eine klimafreundliche Lösung kann nur gemeinsam gelingen, Sparten- und Grenzübergreifend, für alle Verkehrsmittel. Plakative Forderungen bringen uns da nicht weiter. Und sind somit entbehrlich. Auch in Zeiten von Kryptowährungen gilt noch immer: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Und mit diesen Zahlungsmitteln sollte sich ein erfolgreicher Hotelier doch auskennen. (red) 


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Foto: tip

Autor/in:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.





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