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S. u. C. Neuhauser: Brauchen objektive Kriterien für Grenzöffnung

Das Tiroler Familienunternehmen Idealtours ist flexibel. Wenn die angestammten Destinationen nicht bereisbar sind, können binnen weniger Wochen neue Produkte auf die Beine gestellt werden. 

Neun Reisebüros, zwei mobile ReiseberaterInnen, ein eigenes Busprodukt sowie ein Charterprogramm mit Schwerpunkten in Griechenland und Süditalien, 69 MitarbeiterInnen. Das ist das Tiroler Familienunternehmen Idealtours, das seit Jahren in zweiter Generation von den Geschwistern Susanne und Christof Neuhauser geführt wird. Die Auswirkungen von Corona hatten sie aufgrund ihrer engen Verflechtung mit Italien bereits Ende Feber zu spüren gekommen. 50% - 60% des Bus-Produkts führt nach Italien, im Charterbereich macht Kalabrien rd. 20% Anteil aus. Für den Sommer haben die Geschwister die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Sie betonen aber, dass es dringend klare Kriterien für Grenzöffnungen brauche, damit der Rest der Saison geplant werden könne.

5 Fragen an S. u. C. Neuhauser

tip-online: Was ist für euch das Best Case-Szenario, was das Worst Case?

Christof Neuhauser: Das Best Case-Szenario ist der Wunschtraum mit ein bissl Realismus: Vor Juli geht gar nichts. Wir brauchen spätestens im Mai Entscheidungen darüber, welche Grenzen aufgehen. Mit einer Vorlaufzeit von vier bis sechs Wochen wären Reisen im Juli dann realistisch. Den Anfang wird wahrscheinlich nur Deutschland machen, das kommt aus dem Incoming heraus. Mein Appell an die Regierung ist, dass wir objektive Kriterien für die Grenzöffnungen brauchen, die nicht von österreichischen Eigeninteressen bestimmt sind. Griechenland könnte gehen, auch Kroatien. Spanien wird schwierig, aber die Balearen wären möglich. Aus Kalabrien hören wir von unseren Partnern, dass sie gefühlt von der Krise verschont geblieben sind.

Susanne Neuhauser: Die Reisebüros könnten ab Juni aufsperren. Das Worst Case-Szenario wäre eine Shut Down bis Ende des Jahres und dass Reisen nur innerhalb Österreichs möglich sind. Im Bus-Bereich bieten wir Erlebnis- und Kulturreisen in Österreich an, aber da wird die Frage der Organisation sein. Wir müssen abwarten, welche Auflagen es geben wird. Wenn sie für die Airlines feststehen, hoffen wir, dass sie für Busse ähnlich sein werden.

tip-online: Wie geht ihr bei euren eigenen Reisen vor?

Christof Neuhauser: Der Charterbereich macht ca. 50% des Veranstalterumsatzes aus, der Rest entfällt auf Bus und Gruppen. Für Mai haben wir alles abgesagt. Wir versuchen, auf den Herbst umzubuchen oder mit Preisgarantie auf 2021. Das Wichtigste für die Branche ist jetzt, ein konkretes Datum für Grenzöffnungen, sonst zieht sich das von Monat zu Monat und wir können nicht planen. Der Juni tut am meisten weh, aber gedanklich haben wir den schon abgeschrieben.

tip-online: Wie wird die Krise das Reiseverhalten beeinflussen?

Susanne Neuhauser: Die Reiselust ist da, ob tatsächlich gereist wird, ist noch offen. Der Tourismus wird sich verändern. Vom Massentourismus werden wir uns sicher für zwei Jahre verabschieden, aber dann wird er wiederkommen. Der Trend wird in Richtung kleinere Destinationen sowie kleinere Hotels und Appartements gehen. Der Sicherheitsaspekt wird im Vordergrund stehen. Aber Reisen wird auch an Wert gewinnen. Als Branche müssen wir da selbstbewusster auftreten und für unsere Leistung entsprechend verlangen.

Christof Neuhauser: Es gibt zwei Lager, die Ängstlichen und die, die als erste wieder wegwollen. Die Frage wird auch sein, ob die Kaufkraft da sein wird.

tip-online: Setzt ihr auf neue Produkte zur Bewältigung der Krise?

Christof Neuhauser: Beim Service wollen wir Neues im Online-Bereich ausprobieren. Im Produktbereich wollen wir raus aus Österreich. Da schauen wir, welche Grenzen aufgehen. Für uns sind auch Skandinavien und Deutschland als Zielgebiete denkbar. Wir haben aus dem Gruppenbereich viel Know how, das wir weiterentwickeln wollen, auch für Individualreisen. Das können wir in vier bis sechs Wochen. Für Avanti Air sind wir der Hauptpartner im Tourismussektor; eine ihrer drei Fokker-100 ist als Idealtours gebrandet. Die wollen wir so schnell wir möglich nach Innsbruck stellen und einsetzen. Aber wie bereits gesagt, wir brauchen eine klare Aussage der Regierung, was wann möglich ist.

Susanne Neuhauser: Wir bieten derzeit digitale Kundenveranstaltungen an, das wird spitzenmäßig angenommen. Das lässt sich noch ausbauen. Wir informieren unsere Kunden über alle Kanäle, das hat Social Media einen Sinn gegeben.

tip-online: Kann Idealtours das Worst Case-Szenario wirtschaftlich durchstehen?

Susanne Neuhauser: Bis Ende des Jahres können wir durchstehen, wenn wir Mitarbeiter abbauen, was wir unbedingt vermeiden wollen. Deshalb starten wir jetzt einen Innovationsprozess und sind schon gespannt, welche Idee sich am Ende durchsetzen wird. Derzeit sind unsere Mitarbeiter bis August in Kurzarbeit. Es ist ein ziemlicher Spagat zwischen Kurzarbeit und der Mehrarbeit durch Stornos und Umbuchungen.

Christof Neuhauser: Es gibt die Aussage, dass nur 50% der touristischen Unternehmen überleben werden. Wir arbeiten daran, dass wir zu diesen 50% gehören werden. Unser Credo ist, dass wir in einem Jahr mit der gleichen Mannschaft am Tisch sitzen und unsere Berufung ausleben können. Der Spirit im Unternehmen ist sehr motivierend, da geht mein voller Dank an unsere Mitarbeiter.

(red.)


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Foto: tip

Autor/in:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.





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