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Memphis, Sumpf & New Orleans

Es ist einer dieser Momente in denen man meint, es bleibt einem das Herz stehen. Aus Angst, dass das, was man sieht, im nächsten Moment nicht mehr da sein könnte. Doch so lange ich auch auf die Einladung in meiner Hand starre, es bleibt dabei: Die diesjährige Visit USA-Reise bringt mich tatsächlich von Memphis bis nach New Orleans.

Da bin ich nun auch schon. In Memphis, Tennessee. Was morgen kommt, ist mir jetzt noch gleich. Der heutige Tag gehört mir. Mir und Elvis Presley. Ich wandle durch Graceland, seinen damaligen Wohnsitz im Süden der Stadt, der viel überschaubarer ist, als ich es mir ursprünglich vorgestellt hatte.

Ich lasse mich von dem gemütlichen und vor allem gastlichen Ambiente des Wohnhauses verzücken, dessen „Jungle Room“ die einzige Herausforderung an meinen Geschmack stellt. In der Trophy Hall fühle ich mich zwischen all den goldenen Platten, Originalkostümen, Aufzeichnungen und Fotografien wie Alice im Wunderland. Und vor dem Grab des King of Rock’n Roll spreche ich dann still und heimlich mein Mantra: „Elvis lebt“.

Auf meiner Suche nach dem legendären Pink Cadillac werde ich schließlich in einem der Museen auf der gegenüberliegenden Straßenseite fündig. Ich muss mich beeilen, unsere drei Stunden Besichtigungszeit sind fast vorbei. In einem der Souvenirshops lege ich mir noch rasch eine der herrlich kitschigen Elvis-Taschen zu und mache mich auf zum nächsten Highlight: dem Sun Studio.

Hier, Union Street Ecke Marshall Rd., wurde Elvis entdeckt. Hier nahm er seine erste Platte auf. Hier darf ich sein Mikrophon berühren. Was für ein Tag! Viel zu rasch ist er, und damit unsere Zeit in Memphis, vorüber. Schade, gäbe es doch noch so vieles zu entdecken. Schließlich begann nicht nur Elvis’ Karriere hier. Ohne B.B. King, Jerry Lee Lewis, Jonny Cash und all die anderen wäre die Stadt heute auch nicht das was sie ist: die Hauptstadt des Blues and Rock ’n’ Roll.

Blues, Bürgerkrieg & Antebellum

In den kommenden drei Tagen durchqueren wir den Bundesstaat Mississippi, folgen dem Verlauf des gleichnamigen Flusses stromabwärts und kehren in Clarksdale, Vicksburg und Natchez ein: Clarksdale, eine Stadt, die Blueslegenden wie Muddy Waters, Howlin’ Wolf oder Robert Johnson hervorbrachte. Ihrem Leben kommen wir im Delta Blues Museum nahe. Und auch die Stadt, in der Morgan Freeman seinen beliebten Bluesclub „Ground Zero“ betreibt.

Vicksburg, eine hübsche Kleinstadt die als Schauplatz einer der entscheidenden Schlachten im amerikanischen Bürgerkrieg in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Aber auch jener Ort, an dem Coca Cola erstmals in Flaschen abgefüllt wurde.

Und natürlich Natchez, dessen Stadtbild unzählige, prachtvolle Antebellum-Villen (so nennt man Häuser, die aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg stammen) prägen. Dazwischen liegen Abstecher zu verschiedenen Museen: darunter das Highway 61 Blues Museum in Leland, das History Museum und das Floot Museum in Greenville, sowie das wirklich empfehlenswerte (!) B.B. King Museum in Indianola.

Im tiefen Sumpf

Wir nähern uns schließlich New Orleans und überqueren die Grenze nach Louisiana. Die Landschaft verändert sich. Der Highway wird zu einer schier endlos langen Brücke und wohin man sieht: Sumpf.

An dieser Stelle will ich eines vorweg nehmen: Am Ende unserer Reise werden es drei Dinge sein, die mich im Speziellen zu beeindrucken wussten: Memphis, New Orleans und unsere „Swamp / Eco-Tour of Lake Martin“ bei Lafayette. Es ist ein Naturerlebnis der besonderen Art, eine Kombination aus Ruhe und Nervenkitzel. Wir sehen Alligatoren, die sich in nur einem halben Meter Entfernung auf einem vorbeischwimmenden Baumstamm ausrasten. Immer auf der Hut. Dazu zig Vögel und Schildkröten, die hier ihren Lebensraum haben. Und Zypressen, die aussehen, als würden sie auf ihren Wurzeln durch das Wasser waten. Wir verbringen die Nacht in Lafayette. Die Stadt im Cajun County ist der ideale Ausgangsort für die soeben beschriebene Tour. Was sie sonst noch zu bieten hat, findet sich hauptsächlich im kulinarischen und musikalischen Bereich wieder. Sowohl die Cajun-Küche als auch die -Musik sollen Geschmackssache sein. Die Wahrscheinlichkeit von „mögen“ und „nicht mögen“ liegt, würde ich sagen, bei je 50%. Ausprobieren lohnt sich aber allemal.

Die Hauptstadt Louisianas heißt Baton Rouge. Hier bleiben wir nur sehr kurz. Im Grunde nur für einen einzigen Museumsbesuch. Dafür einen, der weitere Museumsbesuche überflüssig macht. Denn im Louisiana State Museum ist von A wie Armstrong bis Z wie Zydeco auf wunderbare Art alles beschrieben, was es über Louisiana zu wissen gilt.

Am Ziel angekommen...

Und dann ist es schließlich soweit: Wir erreichen New Orleans. Alle freuen sich und sind gespannt auf jene Stadt, die den sympathischen Beinamen „The Big Easy“ trägt. Für einen Großteil unserer Gruppe ist es der erste Besuch. Für jene, die schon einmal dort waren, zumindest der erste Besuch nach dem Hurrikan Katrina, der die Stadt im August 2005 so schwer traf. Was die Stadt aber ebenso hart traf, ist die Tatsache, dass sie anschließend von den Medien als für immer zerstört erklärt wurde und die Touristen ausblieben.

Deshalb halte ich hier eines fest: New Orleans ist eine wunderschöne Stadt, die es mehr als wert ist, besucht zu werden. Sie ist einmalig. Gastfreundlich. Und voller Musik wie eh und je. Ja, es gab Katrina. Ja, wenn man gründlich sucht, wird man noch Zeichen der Zerstörung finden. Die meisten Schäden sind aber längst behoben und nicht ein Besucher, der zuvor nichts von Katrina gewusst hat, käme im Laufe seines Aufenthaltes auf die Idee, was sich 2005 hier zugetragen hat. Damit genug von Katrina. Zurück zum Eigentlichen.

...das Leben genießen

Am liebsten würde ich gleich bei unserer Ankunft in New Orleans aus dem Auto springen. Um loszulaufen und mich dem Treiben der Stadt hinzugeben. Zu verlockend wirken die hübschen Gassen des French Quarters, dem ältesten Teil der Stadt. Mein nächster Gedanke: „Ich geh heut Nacht einfach nicht schlafen, dann hab’ ich mehr Zeit“. Wie sich herausstellt: intuitiv auch der richtige Ansatz. Denn grad nachts entwickelt sich das Zentrum New Orleans’ zu dem, was man als erstes mit der Stadt verbindet: Ein Paradies für Musikliebhaber und Nachtschwärmer. Wobei die Musik, dank der Straßenmusiker, auch tagsüber nicht verstummt.

Die Highlights der Stadt sind bequem an zwei Tagen zu bewältigen. Einer zu genauen Planung bedarf es dabei nicht. Bei meinem dreistündigen Spaziergang durch das French Quarter passieren wir nahezu alle Sehenswürdigkeiten eher zufällig. Den schönsten Platz für eine Verschnaufpause finde ich am Ufer des Mississippi. Und im Rahmen einer gemütlichen Busrundfahrt erlebe ich dann auch noch den eleganten Garden District sowie einen der wunderschönen Friedhöfe der Stadt. Zu guter Letzt lasse ich mich doch treiben. Kehre im „Harry’s Corner“ auf einen Drink ein. Und tue das, was man in New Orleans am Besten kann: Ich lasse es mir einfach gut gehen.

Janin Nachtweh

Tip-Extra-Tipp
Wer eine der großzügigen Südstaaten-Plantagen á la "Vom Winde verweht" sucht, ist mit der Rosedown Plantage gut beraten. Adresse: 12501 Highway 10, St. Francisville, LA 70775

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Redakteur / Managing Editor

Dieter ist seit fast 25 Jahren wichtiger Teil des Profi Reisen Verlag-Teams. Fast jedes geschriebene Wort, das die Redaktion verlässt, geht über seinen Schreibtisch.





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