| tip-destinations | reiseziele» asien & pazifik

Inselhüpfen in Queensland

Ein Album von schönen Erinnerungen hat sich im Kopf, im Herzen und sogar am Gaumen angesammelt, wenn man nach einer zweiwöchigen Reise durch Queensland erneut in den fl üsterstillen Airbus A380 von Singapore Airlines klettert, um diesmal den Heimfl ug anzutreten. Beim Hinfl ug hat man sich noch gefragt, ob denn der lange – zugegeben hochkomfortable – Flug die Mühe lohnen kann; beim Rückfl ug gibt es als Antwort ein vorbehaltloses „Ja!“.

Die Küsten Queenslands, die touristisch noch völlig unentdeckte Halbinsel Cape York und assortierte Inseln und Inselchen des im Nordosten Australiens gelegenen Bundesstaates, standen im Programm der Tour von Tourism Queensland. Begegnungen mit der Aborigines-Kultur und mit typischer Aussie-Gemütlichkeit fanden sich im Plan, vor allem aber mit maritimen Kreaturen, die in den Küstenwassern in erstaunlicher Vielfalt anzutreffen sind.

Weg mit dem Netz
An der Westküste der Halbinsel Cape York, die sich wie ein mahnender Finger Richtung Norden erhebt, liegt mit dem Camp Chivaree nahe der Aborigines-Community Mapoon ein Camp, das sich dem Schutz der gefährdeten Meeresschildkröten verschrieben hat (www.capeyorkturtlerescue.com). Von Juni bis Oktober sind Teams von Wissenschaftlern, Rangern und freiwilligen Helfern am Werk, um „Geisternetze“ – herrenlose Fischernetze, die zahllosen Meerestieren zur tödlichen Falle werden können – von den Gestaden zu entfernen, ehe die Flut sie wieder hinaustragen kann.

In befestigten Zelten wird genächtigt (schlicht gebettet, bestens verpflegt), an bildschönen Stränden werden Netze gesucht und eingesammelt und/oder Reparaturen an den umgrenzenden „Schweinezäunen“ vorgenommen, die zum Schutz der Schildkröteneier vor marodierenden Wildschweinen angelegt wurden: So verrichtet man ein befriedigendes Tagwerk, das mit aufregenden Begegnungen mit den gepanzerten Kreaturen abgerundet wird. Im Schulterschluss mit den Aborigines- Rangern erfährt man ganz nebenbei von ihrer Sicht der Natur im Kontext zum Menschen, was als „food for thought“ ins Reisealbum kommt.

Zäune gibt es übrigens auch rund ums Camp: Zum Schutz gegen Salzwasserkrokodile, da kein Helfer am nächsten Tag vermisst werden soll. Schwimmen gehen? Eindeutig nicht!

Das tut man in Cairns

Flotten von Ausflugsschiffen starten täglich von Cairns zum Great Barrier Reef, Queenslands UNESCO-gekröntem Untersee-Schatz, der hier in besonders bequemer Reichweite liegt. Über die bezaubernden Korallengärten und ihre vielfarbigen Bewohner hat man schon oft gehört und gelesen, aber erst ein Spaziergang mit einem Meeresbiologen durch die Ebbe-Tümpel öffnet einem die Augen für die Wunderwelt, die schon knapp unter der Wasseroberfläche beginnt: Kräftige Farbkleckse und durchsichtige Gebinde, dicke Gurken und schlanke Fischchen geben einen Vorgeschmack darauf, was hier zu holen ist.

Durch die Schnorchelbrille besieht man die bunte Unterwasserwelt dann genauer und wird für den Rest seines Lebens rätseln, ob es einer jener Fische war, die man gesehen hat, der abends auf dem Teller gelandet ist. Denn unvergesslich wird auch das Seafood-Dinner bleiben, das bald darauf am Strand unter einer Palme serviert wird – ein hervorragendes Restaurant reiht sich in Cairns an eine einladende Bar und umgekehrt. Nach wunderbaren Menüs von Muscheln, Krabben und Fischen aller Art („Bist du das?“), begleitet von feinen Weinen, krempelt man die Ärmel hoch und stürzt sich in eine Barszene, die den Ruf der Australier als wortkarges Volk ein für allemal widerlegt.

Zügig Richtung Süden
Mit dem Queenslander, einem Reisezug mit den Attributen eines Luxuskreuzers, geht es von Cairns nach Brisbane, in die ca. 1.400km entfernt gelegene Hauptstadt Queenslands, oder aber man steigt nach einer rund 300km langen Fahrt bereits in Townsville aus, was absolut zu empfehlen ist. Im städtischen Aquarium holt man all das nach, was am Great Barrier Reef in einem einzigen Schnorchelgang einfach nicht unterzubringen war – wie vielgestaltig die Meereswelt ist, hat man spätestens nach diesem Besuch begriffen. Zurück aufs Meer begibt man sich per Fähre nach Magnetic Island, um sich in kleinen Golfcart-ähnlichen offenen Gefährten, den „Mokes“, auf Erkundungstour zu machen.

In gemütlichem Tempo kurvt man durch mit Eukalyptus bedeckte Berge und Regenwald-Täler zu herrlichen Buchten, an denen man auf feinstem Sand ins glasklare Nass watet. Keine Krokodile hier, wie wir dem Guide gerne glauben. Kapitän James Cook hat sich übrigens geirrt: Der Kompass auf seiner „Endeavour“ spielte nicht auf Grund der mineralogischen Eigenschaften der Insel verrückt, wie er annahm. Wenn das Eiland magnetisch wirkt, dann nur auf Besucher, die sich ungern von seinen Stränden losreißen werden.

Pure Ausgelassenheit

Weiter geht es mit dem Queenslander Richtung Süden, doch 300km vor der Hauptstadt wird schon die letzte Station gemacht: Hervey Bay ist erreicht, ein von Zuckerrohrfeldern gesäumtes Städtchen an der Schnittstelle zwischen Fraser Coast und Fraser Island. Hervey Bay hat schon als Erholungsgebiet einen guten Namen, da direkt vor der Haustür und im Umland – per Katamaran oder Hubschrauber anzusteuern – die reizvollsten Strände aufgefädelt liegen. Tolle Tauchgründe, hervorragende Küche, keine Krokodile, besser kann es nicht werden, denkt man.

Der größte Schatz ist aber von Mitte Juli bis Anfang November weiter draußen im Meer zu heben, wenn die Buckelwale sich auf ihrem Weg in die Antarktis zum jährlichen Gastspiel einfi nden: Übermütig springen die Meeresgiganten hoch, schlagen Kapriolen, spritzen meterhohe Fontänen hoch und scheinen breit zu grinsen, wenn sie ihre Köpfe aus den Wassern heben, um die Besucher in ihren Nussschalen zu begutachten. Zum Anfassen nah kommen sie an die Ausfl ugsboote heran, und wenn es gelingt, auch nur für eine Sekunde einen Blickkontakt herzustellen, hat man eine weitere kostbare Erinnerung fürs Album gespeichert.

Das Beste zum Schluss

Mit dem UNESCO-Weltnaturerbe-Siegel wurde auch Fraser Island ausgezeichnet, eine 123km lange und 14km breite Sandinsel, die sich vom Hook Point entlang der Küste bis Hervey Bay und Richtung Norden in den Pazifik erstreckt. Die größte Sandinsel der Welt beherbergt in ihren Mangrovensümpfen und Regenwäldern neben 350 Vogelarten auch die letzte Population reinrassiger Dingos, die man bei einer Wanderung zum Indian Head, dem höchsten Punkt der Insel, mit etwas Glück zu Gesicht bekommt, zu denen man aber sicherheitshalber Abstand halten sollte. Vor allem hat sich die Insel aber für ihre wunderbaren Sandstrände einen Namen gemacht, allen voran der 75-Mile-Beach, an dem sich ausdauernde Strandläufer nach Herzenslust austoben können.

In den Küstenwässern sind Delphine, Meeresschildkröten und die seltenen Dudongs zu Hause, allerdings auch Haie und fallweise wandernde Krokodile, weshalb man die Anweisungen der Guides penibel befolgen sollte. Zum Schwimmen kommt man ohnedies gleich in 40 idyllischen Süßwasserseen, die im Inneren der Insel verstreut liegen und zum erfrischenden Bad einladen. Der größte und schönste des Ensembles ist der Lake McKenzie, dessen leuchtend blaue, glasklare Wasser von schneeweißem Sand und tiefem Grün gesäumt werden. Ob das eindrucksvolle Farbenspiel des Sees oder das großartige Spektakel von Sonne, Wind und Wellen bei der Bootsfahrt zurück nach Hervey Bay der beste Bissen dieser Reise war – mit dieser Frage wird man sich nach der Heimkehr in den europäischen Winter noch lange beschäftigen können.

  australien, queensland


Der Artikel hat Ihnen gefallen? Wir freuen uns, wenn sie diesen teilen!





Foto: privat

Autor/in:

Redakteur / Managing Editor

Dieter ist seit fast 25 Jahren wichtiger Teil des Profi Reisen Verlag-Teams. Fast jedes geschriebene Wort, das die Redaktion verlässt, geht über seinen Schreibtisch.





Advertising




Tägliche Touristik News für Reisebüro Agents, Counter, Veranstalter, Fluglinien, Kreuzfahrten
Copyright © für alle Artikel: tip / tip-online.at & Profi Reisen Verlagsgesellschaft m.b.H.